Trotz Corona viel passiert:
Das brachte das Jahr 2020
Pfanddebatte, Kreislaufwirtschaftspaket und lautstarker Einsatz für Klimaschutz: Das Jahr 2020 brachte trotz Coronakrise einiges mit sich. Wir lassen ein paar Themen, die uns beim VABÖ besonders beschäftigt haben, revue passieren.
Bevor wir uns beim VABÖ in die Weihnachtspause begeben und Kraft für das kommende Jahr sammeln, nehmen wir uns kurz Zeit um zurückzublicken. Denn obwohl Corona so einiges verhindert hat, hat sich doch vieles getan. Vor allem hat uns die Krise auch gezeigt, dass es unserem linearen, wachstumsgetriebenen Wirtschaftssystem an Resilienz fehlt. Umso wichtiger ist die Etablierung zukunftsfähiger, zirkulärer Alternativen – regional, national und global.
Kreislaufwirtschaft regional, national, europäisch und global
Auf EU-Ebene gab es 2020 wichtige Schritte, um Europa in Richtung einer echten Kreislaufwirtschaft zu bewegen. Nach dem Green Deal war dies vor allem die Schnürung des Circular Economy Packages 2.0. Wir verfolgen die Entwicklungen genau und haben uns auch angesehen, welche Länder mit gutem Beispiel vorangehen – so wurde in Slowenien im Jänner die Umstellung des Landes auf eine konsequent zirkuläre Wirtschaft beschossen (weiterlesen) und der Circularity Gap Länderbericht von den Niederlanden zeigte, dass dort die Zirkularität mit 24,5% dreimal so hoch ist wie auf globaler Ebene (weiterlesen). In Österreich erreichen wir nicht einmal 10% Zirkularität. Wir haben weltweit also noch viel zu tun – und alle Sektoren und sämtliche Player müssen hierbei bestmöglich zusammenwirken.
Kreislaufwirtschaft ist Klimaschutz – und dieser ist hoch im Kurs. Fridays for Future ist hier maßgeblich mitverantwortlich. Die Initiative ruft die Europäische Kommission dazu auf, die EU-Maßnahmen zur Bekämpfung der Klimakrise anzupassen – unterschreiben Sie die Europäische Bürger*inneninitiative online (weiterlesen).
Ein Jahr geprägt von der Pfanddebatte
Ein großes Thema war 2020 die Einführung eines Pfandsystems für Einweggetränkeverpackungen. Die BMK-Studie zeigte bereits Anfang des Jahres deutlich, dass mit dem bestehenden System die verbindlichen EU-Quoten (77% bis 2025, 90% bis 2029) nicht erreicht werden könnten (weiterlesen). Die Studie „Mehrweg statt Müllberge“ (DI Pladerer, Dr. Vogel) unterstrich in diesem Kontext die Vorteile von Mehrwegsystemen (weiterlesen). Der VABÖ war von Beginn an unter den Befürwortern der Einführung von Einwegpfand in Kombination mit dem verstärkten Ausbau von Mehrwegsystemen. Global 2000 und Greenpeace kämpften hier an vorderster Front mit, etwa mit einer Protestaktion vor dem Coca-Cola-Anlage in Edelstal (Foto) und mit der „Pfand drauf!“-Petition von Global 2000.
Während die ARA und Vertreter*innen des Handels sich vehement gegen Veränderungen des Status quo einsetzten, wurde im Jänner die ÖPG Pfandsystemgesellschaft m.b.H. gegründet, mit dem Ziel, die Errichtung eines Pfand- und Mehrwegsystems voranzutreiben. Was die Verfügbarkeit von Mehrwegverpackungen betrifft, so gab es auf Produzenten- und Handelseite einige Neuigkeiten – etwa von Vöslauer, Egger, Berglandmilch, ja!natürlich und SPAR (weiterlesen; mehr zu SPAR). Im Frühjahr fand ein Runder Tisch im Klimaministerium zum Thema statt und schließlich kündigte Klimaministerin Leonore Gewessler mit dem „3-Punkte-Plan gegen die Plastikflut“ eine Festschreibung von verpflichtenden Mehrwegquuoten für den Handel im AWG an (weiterlesen). Da es seither allerdings keinen Fortschritt in der Sache gab, fordert Global 2000 die Regierung nun auf, sich nicht von den „Pfandbremsern“ (zum YouTube-Videoclip „Pfand-Bremser Tour durch Wien“) aufhalten zu lassen und endlich eine klare Entscheidung für ein Pfandsystem zu treffen (zur Presseaussendung).Wir sind gespannt wie sich die Sache 2021 weiterentwickelt und wo wir diesbezüglich in einem Jahr stehen werden.
Von fairer Kleiderspende bis zu hilfreichen Unterrichtsmaterialen
Im VABÖ-Blatt haben wir 2020 aktuelle Themenkomplexe näher beleuchtet. Das NGO-Bündnis Arbeitsgemeinschaft Rohstoffe setzt sich dafür ein, dass Österreichs Rohstoffstrategie Menschenrechte und Umweltschutz als relevante Eckpfeiler miteinbezieht – mehr dazu im VABÖ-Blatt 1/2020. Damit die Beschaffung von digitalen Geräten für Schüler*innen nachhaltig und fair gestaltet wird, hat die Arbeitsgemeinschaft Rohstoffe eine Petition gestartet – unterschreiben Sie gleich online (jetzt unterschreiben)!
Um in Österreich das sinnvolle Spenden von gut erhaltener Kleidung zu erleichtern, hat RepaNet im September unterstützt von Initiatorpartner Tchibo die Website sachspenden.at gelauncht (weiterlesen). Mehr dazu sowie zur Zukunftsperspektive der Textilsammlung können Sie im RepaNet-Praxisartikel im ÖWAV-Magazin 11-12/2020 nachlesen (zum Artikel) – sowie im VABÖ-Blatt 2/2020.
Abfallvermeidung beginnt bereits im Kindesalter und Reparaturskills sind für einen ressourcenschonenden Lebensstil zentral. Um Reparaturkultur wieder als Teil der Alltagskultur zu verankern, hat RepaNet gemeinsam mit der UMWELTBERATUNG und dem Österreichischen Ökologie-Institut die Let’sFIXit Unterrichtsmaterialien entwickelt und Ende des Jahres veröffentlicht – mehr dazu im VABÖ-Blatt 3/2020. Wir freuen uns, wenn sie auch von Umwelt- und Abfallberater*innen zum Einsatz gebracht werden.
Das neueste VABÖ-Blatt 4/2020 analysiert übrigens das Thema Altauto ausführlich – lesen Sie gleich rein.
Leider musste heuer aufgrund der Corona-Situation die VABÖ-Tagung entfallen. Wir hoffen, dass wir uns alle 2021 wieder persönlich treffen können. Der VABÖ dankt allen, die sich für Abfallvermeidung, Ressourcenschonung und nachhaltige Wirtschaftskonzepte engagieren, für den Einsatz. Wir wünschen allen kommunalen Umwelt- und Abfallberater*innen und allen unseren Freund*innen und Leser*innen einen schönen Jahresausklang und einen guten Start in ein – hoffentlich etwas ruhigeres – Jahr 2021. Bleiben Sie gesund!
Mehr Infos:
VABÖ-News: Slowenien startet in eine konsequent zirkuläre Wirtschaft
VABÖ-News: Die Wirtschaft der Niederlande ist zu 24,5% zirkulär
VABÖ-News: Europäische Bürger*inneninitiative für Anpassungen der Klimamaßnahmen
VABÖ-News: Einführung von Einwegpfand und Mehrweg wird eingehend geprüft
RepaNews: Österreich braucht mehr Mehrweg im Handel!
Global 2000 Petition „Pfand drauf!“
VABÖ-News: Produzenten und Handel setzen vermehrt auf Mehrweg
VABÖ-News: Ausbau des Mehrweg-Angebots bei SPAR
VABÖ-News: Gewesslers 3-Punkte-Plan gegen die Plastikflut
Global 2000 Videoclip „Pfand-Bremser Tour durch Wien“
Presseaussendung Global 2000: „Schluss mit Bremsen: WKÖ, ARA und Handelsverband stehen dem Pfandsystem im Weg“
VABÖ-News: VABÖ-Blatt 1/2020: Der Weg Österreichs zu fairer Rohstoffpolitik
VABÖ-News: Faire und nachhaltige digitale Geräte für Schüler*innen
VABÖ-News: Mit sachspenden.at bewirkt Kleiderspende nachhaltigen & sozialen Mehrwert
Praxisartikel RepaNet ÖWAV-Magazin 12/2020: „Die Zukunft der Kleidersammlung muss nachhaltig und sozial sein“
VABÖ-News: VABÖ-Blatt 2/2020: Fast Fashion, Textilsammlung und -verwertung
VABÖ-News: VABÖ-Blatt 3/2020: Let’sFIXit: Reparaturkultur in die Schule bringen
VABÖ-News: VABÖ-Blatt 4/2020: Warum illegaler Export von Altautos mehrfach schädlich ist