Circularity Gap Länderbericht zeigt:
Die Wirtschaft der Niederlande ist zu 24,5% zirkulär
Mit der Veröffentlichung des Circularity Gap Länderberichts der Niederlande zeigt Circle Economy, dass das Land weltweit Spitzenreiter im Bereich Kreislaufwirtschaft ist: Die Zirkularitätsrate des Landes ist dreimal so hoch wie die globale Rate von 8,6%. Dennoch bleibt noch viel zu tun, um eine vollständige Zirkularität der niederländischen Wirtschaft zu erreichen.
Vor einiger Zeit haben wir in den VABÖ-News bereits den Circularity Gap Report 2020 vorgestellt (hier Artikel nachlesen). Dieser zeigt, dass die Zirkularität der globalen Wirtschaft rückläufig ist und derzeit bei nur 8,6% liegt. Neben dem globalen Report veröffentlicht Circle Economy auch einzelne Länderberichte. Dieser bezifferte Österreichs Rate 2019 mit 9,7% – also nur gering höher als die globale (mehr dazu). Heute wollen wir die Niederlande näher betrachten – der zugehörige Länderbericht wurde von Circle Economy im Juni veröffentlicht und ist online abrufbar. Er zeigt, dass die Niederlande Spitzenreiter im Bereich der Kreislaufwirtschaft ist – und zwar mit 24,5%.
Von 24,5% zu 70% – Anstieg ist machbar und nötig
Doch dies sind kaum Lorbeeren, auf denen sich das Land ausruhen sollte. Denn die Regierung will bis 2050 den Übergang zu einer vollständigen Kreislaufwirtschaft bewältigt haben. Bis dorthin sind allerdings noch einige große Hürden zu nehmen und Anpassungen des Wirtschaftssystems umzusetzen. Derzeit verbrauchen die Niederlande jährlich 221 Millionen Tonnen Material – knapp ein Viertel davon sind Sekundärrohstoffe. Somit verbleiben 167 Millionen Tonnen, die nicht in den Kreislauf rückgeführt werden. Circle Economy stellt einen Pool an Empfehlungen zusammen, die zu einer Reduzierung des Materialverbrauchs um mehr als 128 Millionen Tonnen führen und die Zirkularitätsrate auf 70% anheben würde. Diese betreffen die vier Schlüsselbereiche Bauwesen, Landwirtschaft, Energie und Produktion. Unter anderem müssen der Reparatursektor sowie Wiederverwendung im Baubereich erheblich gestärkt werden. Hierfür müssen vermehrt Personalkompetenzen entwickelt werden.
Besonders angesichts der Coronakrise sind wir auf wirklich nachhaltige Veränderungen angewiesen. Dass wir die Wirtschaft – national, aber auch global gesehen – in eine Richtung lenken, die künftigen Krisen besser standhält, unsere Umwelt schützt und gleichzeitig menschenwürdige Arbeitsplätze schafft, ist unerlässlich. Diese Herausforderung ist hoch und dringend – in den Niederlanden, Österreich, der EU sowie auf globaler Ebene.
Währenddessen in Österreich
Detail am Rande: Während die Niederlande mit einer mehr als dreimal so erfolgreichen Kreislaufwirtschafts-Performance wie Österreich nicht wirklich zufrieden sind und bis 2050 ernsthaft dutzende Millionen Tonnen Materialströme, vor allem im Bausektor, in die Kreislaufführung transferieren wollen, propagieren ARA und WKÖ in Österreich ein „ganzheitliches Konzept zur Kreislaufwirtschaft“, in dem sie in einem 10-Punkte-Programm mit „verbesserter Erfassung von Wertstoffen, verbesserter Sortierung und Bewusstseinsbildung gegen Littering“ entgegen faktenbasierter Vernunft eigentlich nur das Einwegpfand auf Plastikflaschen verhindern wollen. Die mickrigen 9,7% Zirkularität der österreichischen Stoffströme wird das wohl kaum tangieren, der VABÖ ist aber zuversichtlich und erwartet, dass auch ARA und WKÖ früher oder später die Bedeutung von Kreislaufwirtschaft verstehen werden, notfalls vermitteln wir gerne Expertise, frei nach Ursula von der Leyen: „leave no one behind“.
Mehr Infos …
Zum Circularity Gap Report der Niederlande
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VABÖ-News: Weg vom Recycling – hin zu echter Kreislaufwirtschaft
RepaThek: Bericht: The Circularity Gap Report 2020
RepaThek: UN: Global Resources Outlook 2019
RepaThek: OECD: Global Material Resources Outlook
RepaNews: Re-Use und Reparatur im neuen Regierungsprogramm
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