Sektorübergreifend zur Dekarbonisierung:
Slowenien startet in eine konsequent zirkuläre Wirtschaft

Während wir in Österreich endlich wichtige Schritte in Richtung Kreislaufwirtschaft gehen und auch die EU mit dem Green Deal und dem neuen Circular Economy Package einen nachhaltigen Kurs einschlägt, ist ein europäisches Land auf der Überholspur: In Slowenien wird sektor- und disziplinübergreifend zusammengearbeitet, um eine konsequente Umstellung auf Kreislaufwirtschaft umzusetzen. (Quelle: SmartCitiesWorld)

Während zurzeit aufgrund der Maßnahmen zur Eindämmung von COVID-19 die Wirtschaft weltweit zu einem großen Teil stillsteht und die langfristigen Auswirkungen noch nicht absehbar sind, zeigt uns diese Situation doch eines: Wir haben uns auf ein sehr anfälliges Wirtschaftssystem eingespielt. Wir brauchen viel weniger als wir glauben, um ein gutes, erfülltes Leben zu führen. Die lineare Wirtschaftsweise, in der sich Länder und Konzerne ohne Rücksicht auf die ökologischen Konsequenzen mit Rohstoffen aus dem Ausland versorgen und möglichst billig Ware produzieren, die so designt ist,  dass sie möglichst bald wieder im Müll landet, geht letztlich auf Kosten von uns allen. Eine lebenswerte Zukunft braucht ein Umdenken. Kreislaufwirtschaft ist der Schlüssel hierzu – denn wenn möglichst regionale, kleine Kreisläufe bemüht werden, wird unsere Beziehung zu unseren Nachbarn und zu den produzierten Dingen wieder intensiver und es steigt auch die Zufriedenheit.

Vollständige Zirkularität

Slowenien ist bereits im Jänner einen wichtigen Schritt in diese Richtung gegangen: Das slowenische Parlament hat einem Antrag zugestimmt, der die Umstellung des Landes auf eine vollständig zirkuläre Wirtschaft vorsieht.  Der Antrag wurde von der EIT-Climate-KIC vorgebracht, einer vom European Institute of Innovation and Technology (EIT) unterstützten Wissens- und Informationsgemeinschaft. Das Netzwerk aus Wissenschaft, Wirtschaft, dem öffentlichen und dem Non-Profit-Sektor hat es sich zur Aufgabe gemacht, Innovationen, die die Gesellschaft in der Bewältigung der Klimakrise unterstützen, zu identifizieren und zu unterstützen. Im Falle Sloweniens wurde eineinhalb Jahre sehr intensiv mit sieben slowenischen Regierungsministerien, dem EIT-Rohstoffsektor und dem Gemeinsamen Forschungsrat der Europäischen Kommission zusammengearbeitet. Das Ergebnis ist ein Plan zur Dekarbonisierung von Sloweniens Wirtschaft.

Mit Kreislaufwirtschaft zur Dekarbonisierung

Ziel des ausgearbeiteten Plans ist es, durch die Umstellung auf eine zirkuläre Wirtschaftsweise die Wirtschaft wirksam zu dekarbonisieren. Das fördert letztlich das individuelle Wohlergehen der Menschen. Die slowenische Regierung hat mit einem Bekenntnis zur Abkehr von den traditionellen linearen wirtschaftlichen Geschäftsmodellen zugunsten von der Entwicklung von geschlossenen Kreisläufen eine strategische Entwicklungspriorität des Landes und als wichtiger Baustein für eine kohlenstoffneutrale, wohlhabende und intelligente Zukunft definiert.

Der Plan Sloweniens konzentriert sich auf die Förderung des Kreislaufs in den fünf Hauptbereichen Forstwirtschaft, Gebäude und bauliche Infrastruktur, Produktion, Lebensmittel und Mobilität. Er wird sich auf folgende drei Säulen konzentrieren: intelligente, zirkuläre Gemeinschaften; zirkuläre grüne Entwicklung; zirkuläre Politikgestaltung und Wissenschaft.

Ein sektorübergreifender Ansatz: nachahmen erwünscht!

Dafür braucht es einen sektor- und disziplinübergreifenden Ansatz, der darauf abzielt, über Grenzen und Abteilungen hinweg zu arbeiten. Slowenien beschreitet damit einen Weg, der für andere Länder als Vorbild dienen sollte. Auch in Österreich ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Ministerien und Abteilungen sowie die Miteinbeziehung von möglichst vielen Stakeholdern, der Wissenschaft und der Zivilgesellschaft wünschenswert und auch notwendig, um den Umstieg auf die Kreislaufwirtschaft, die in türkis-grünen Regierungsprogramm so prominent vertreten ist, zu bewältigen. Über die alles überschattenende Coronakrise, die derzeit viele Ressourcen bindet, dürfen wir nicht vergessen, dieses langfristige Ziel zu verfolgen. Slowenien macht uns bereits vor, wie es geht.

Mehr Infos …

Artikel auf SmartCitiesWorld: Slovenia commits to a fully circular economy (Englisch)

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