VABÖ-Blatt 1/2020:
Der Weg Österreichs zu fairer Rohstoffpolitik
Das neue VABÖ-Blatt zum Thema Rohstoffe ist da – und als Download auch im Homeoffice verfügbar. Neben einem Interview mit Herbert Wasserbauer von der AG Rohstoffe findet sich darin allerhand Wissenswertes rund um die künftige Gestaltung österreichischer Ressourcenpolitik. Lesen Sie gleich rein.
Unser Rohstoffverbrauch ist einfach zu hoch. Das wissen wir bereits seit geraumer Zeit – und dennoch fehlen wirkungsvolle Maßnahmen und ihn wirksam einzudämmen. Noch steigt er weiter stark an. Im „Global Material Resources Outlook to 2060“ hat die OECD festgestellt, dass er sich bis 2060 voraussichtlich noch verdoppeln wird. Dazu trägt vor allem auch die zunehmende Technologisierung bei und auch der durchaus sinnvolle Ausbau von grüner Energie basiert auf der Verwendung von Rohstoffen, die oft nur in bestimmten Ländern vorhanden sind. In Österreich beträgt der Rohstoffverbrauch pro Person und Tag ca. 51kg.
Neue Strategie – neue Chancen
In Österreich soll heuer die österreichische Rohstoffstrategie überarbeitet werden – und zu einer integrierten Strategie umgestaltet werden. In Österreich setzt sich die Arbeitsgemeinschaft Rohstoffe, ein NGO-Bündnis, dem u.a. RepaNet angehört, dafür ein, dass künftig ökologische und menschenrechtliche Aspekte vermehrt beachtet werden und Österreich Verantwortung für die Vorgehensweise bei Rohstoffimporten übernimmt (zum Positionspapier). In den angekündigten Stakeholderprozess will man sich stark einbringen. Mit der Veranstaltung Rohstoffwende Anfang März wurde ein deutliches Signal nach außen gesandt.
Es geht nicht ohne Lieferkettenverantwortung
Im VABÖ-Blatt gibt ein Interview mit Herbert Wasserbauer (Dreikönigsaktion), Leiter des Projektes „Rohstoffe fair und zirkulär“ der AG Rohstoffe, aus entwicklungspolitischer Sicht Einblicke in den Rohstoffverbrauch Österreichs und seine internationalen Auswirkungen. Die AbnehmerInnen von Rohstoffen müssen einerseits den Verbrauch durch Einführung einer Kreislaufwirtschaft drastisch senken und zudem Verantwortung für die Lieferketten übernehmen, damit die Probleme in den Abbauländern minimiert werden, betont er. Zum Beitrag der AbfallberaterInnen sagt er: „Ich würde sagen, sie sind absolut Teil der Lösung. Wenn wir es schaffen, dass einerseits weniger unnötige Dinge konsumiert, weiters Güter länger und achtsamer genutzt würden, und andererseits weniger Rohstoffe unsortiert und ungenützt ‚thermisch verwertet‘ oder beseitigt werden, reduzieren wir den Druck von der Nachfrageseite, und die oben genannten Probleme in den Abbauregionen würden sich entspannen.“
Im Interview mit Ing. Walter Kletzmayr, GF der Arbeitsgemeinschaft der österreichischen Shredder, kann man über Metallrecycling in Österreich und weitere Möglichkeiten – und Grenzen – der Sekundärrohstoffgewinnung lesen. Kletzmayr geht auf die spezifische Situation bei ausgedienten Mobiltelefonen und Altautos genauer ein.
Die Rolle von Netzwerken
Informieren kann man sich auch über das deutsche Forschungsprojekt „Ressourcenwende“, das als Kooperation zwischen dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, dem Institut für ökologische Wirtschaftsforschung IÖW und dem Deutschen Naturschutzring DNR darauf abzielt, zivilgesellschaftliche Organisationen und Forschungsinstitute zu vernetzen, um eine ganzheitliche Perspektive zu Ressourcenpolitik zu erarbeiten. Debatten sollen angestoßen und politische Handlungsfenster identifiziert werden.
Analysiert wird auch, welche konkreten Maßnahmen es braucht, um eine verantwortungsvolle Lieferkette zu garantieren und Menschenrechtsverletzungen sowie Umweltschäden im Zuge des Rohstoffabbaus und der Verarbeitung zu verhindern. Kreislaufwirtschaft, Ressourcen-Leasing, alternative Wohlstandsbegriffe und nachhaltige Konsummodelle sind einige Schlagworte die uns der Lösung näher bringen, doch die Basis bilden Kommunikation und intensiver Austausch und Erarbeitung von Handlungskonzepten zwischen Politik, ExpertInnen und Stakeholdern.
Die aktuelle Krisensituation aufgrund der weltweiten Coronapandemie verdeutlicht für viele Menschen einmal mehr – so auch für uns beim VABÖ -, dass die Zeit einer rücksichtslosen Rohstoffpolitik abgelaufen ist. Wenn wir uns auf kleine, möglichst regionale Kreisläufe besinnen und diese mit einer fair gestalteten Rohstoffeinfuhr und transparenten Lieferketten verknüpfen, sind wir auf der nachhaltigeren – und auch krisensicheren – Seite. Die öffentliche Beschaffung muss hier ihren Teil dazu beitragen, indem sie künftig hohe Standards setzt; im Bereich der IT-Beschaffung unterstützt Electronics Watch.
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