Neu erschienener Bericht zeigt:
Der Circularity Gap der Weltwirtschaft ist zu groß

In Österreich und Europa gibt es starke politische Bemühungen, um uns hin zu einer Kreislaufwirtschaft hin zu bewegen. Der Circularity Gap Report 2020 zeigt allerdings, dass die Zirkularität der globalen Wirtschaft rückläufig ist. Was das für uns bedeutet, und was nun zu tun ist, auch angesichts der Coronakrise, haben wir uns angesehen.

Innerhalb nur eines Jahres ist die Zirkularität der Weltwirtschaft um ein halbes Prozent auf 8,6% gesunken. Diese verheerende rückläufige Entwicklung wird von Circle Economy im neu erschienen Circularity Gap Report 2020 näher beleuchtet. Der Bericht liefert wertvolle Erkenntnisse, Darstellungen und Empfehlungen rund um die globale Entwicklung hin zu einer Kreislaufwirtschaft. Obwohl es bereits diverse Berichte über unseren steigenden Ressourcenkonsum gibt, etwa den Global Resources Outlook der UN und den Global Material Resources Outlook der OECD, und diese auch an dringende Empfehlungen gekoppelt werden, nimmt unser Verbrauch dennoch weiterhin zu.

Circle Economy unterscheidet sieben menschliche Grundbedürfnisse, die mit dem Konsum von Ressourcen zusammenhängen: Gebäude und Infrastruktur, Ernährung, Mobilität, Konsumgüter, Dienstleistungen, Gesundheitswesen sowie Kommunikation. Mit dem Zuwachs der Bevölkerung und des Wohlstands nimmt auch der Konsum weiter zu. Es liegt vor allem in der Verantwortung von Staaten und Staatengemeinschaften, diese Entwicklung zu stoppen und das Wirtschaftssystem so zu transformieren, dass die Bedürfnisse der BürgerInnen mit minimalem Primärressourcenkonsum gestillt werden. Bisher sind global gesehen zu wenige derartige Bemühungen vorhanden, weshalb der Circularity Index im Sinken begriffen ist.

Österreich: politische Maßnahmen sind jetzt zentral!

Doch eine Trendwende ist jederzeit möglich – der Circularity Gap kann also geschlossen werden. Der Bericht liefert zahlreiche Beispiele für Länder in unterschiedlichen Entwicklungsstadien. Um die unterschiedlichen Länder in ihrer Zirkularität zu bewerten, wird eine anschauliche grafische Darstellung verwendet (zu finden auf der Circularity Gap Website). Diese empfehlen wir besonders auch den kommunalen Umwelt- und AbfallberaterInnen, da sie für die Bildungs- und Bewusstseinsarbeit sehr dienlich sein kann. Sie zeigt, wo wir sind und wo wir hinsteuern müssen: Österreich befindet sich gegenwärtig auf der zweitäußersten Umlaufbahn um den nachhaltigen Planeten Erde, der auch den kommenden Generationen ein lebenswertes Zuhause ist.

Im eigenen Circularity Gap Report Austria von 2019, der von der ARA beauftragt wurde, wird die Situation in Österreich genauer betrachtet. Er enthält Maßnahmenempfehlungen, die die Zirkularität unseres Landes von den aktuellen 9.7% auf geschätzt 37.4% anheben – also knapp vervierfachen – könnten. Der Report für Österreich ist der erste in einer Reihe an Länderberichten – als nächstes werden Die Niederlande und Norwegen mit eigenen Berichten folgen.

Die Coronakrise zeigt uns einmal mehr, dass kreislaufwirtschaftliches Denken und Handeln einen wirkungsvollen Weg aus unserem fehlgeleiteten linearen Wirtschaftssystem darstellt. Um künftig ein krisenresilientes System auf die Beine zu stellen, muss die österreichische Regierung diese Krise auch als Chance begreifen, uns wirtschaftlich neu aufzustellen und nachhaltige zirkuläre Initiativen zu fördern. Dass Klima- und Umweltschutz zugunsten der Rettung der Wirtschaft hintangestellt werden, darf auf keinen Fall passieren! Vielmehr muss die Politik dafür sorgen, dass die im Regierungsprogramm festgelegten Ziele sich in den Krisenmaßnahmen widerspiegeln. Jede staatliche finanzielle Hilfe, Kreditwährung, Staatshaftung und EU-Förderung muss von vorneherein verpflichtend an die Ausrichtung am European Green Deal geknüpft werden – dieser ist nun aktueller denn je! Wir dürfen keinesfalls zu einem fehlgeleiteten Wirtschaftssystem zurückkehren, sondern müssen durch konkrete Förderungsmaßnahmen Klimaschutz und Circular Economy forcieren, um so unseren Circularity Gap zu verkleinern und auch krisenresilienter zu werden. Bildungs- und Bewusstseinsarbeit und die Anregung von regionalen Kreislaufwirtschaftsinitiativen sind hierbei ganz zentrale Bausteine, um uns in eine nachhaltigere Zukunft zu führen.

Mehr Infos …

Circularity Gap Report 2020 in der RepaThek

Circularity Gap Report Austria

RepaThek: UN: Global Resources Outlook 2019

RepaThek: OECD: Global Material Resources Outlook

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