Studie des WWF Deutschland:
So kann umfassende Circular Economy in Deutschland gelingen

Kreislaufwirtschaft hat positive Effekte auf Klima-, Ressourcen- und Biodiversitätsschutz. Mit dem „Modell Deutschland Circular Economy“ entwickeln WWF Deutschland, Öko-Institut, Fraunhofer ISI und FU Berlin ein umfassendes Bild für zirkuläres Wirtschaften und zirkulären Konsum in Deutschland.

Die Transformation unserer Gesellschaft zu einer Circular Economy hätte große positive Effekte auf den Klima-, Ressourcen- und Biodiversitätsschutz. Zu diesem Ergebnis – mit Fokus auf Deutschland – gelangt die Ende Juni veröffentlichte Studie „Modell Deutschland Circular Economy“. Die deutsche Wirtschaft würde zudem erheblich an Versorgungssicherheit gewinnen und ihre Abhängigkeit von kritischen Rohstoffen reduzieren. Dies Studie „Modell Deutschland Circular Economy“ wurde vom WWF Deutschland gemeinsam mit dem deutschen Öko-Institut, Fraunhofer ISI und der Forschungsgruppe Policy Assessment FU Berlin erarbeitet. Sie bietet zusammen mit einem Politik-Blueprint eine wissenschaftliche Grundlage mit konkreten Maßnahmen, Instrumenten und Folgeabschätzungen.

Klima- und Biodiversitätsschutz, Versorgungssicherheit

Der gesamtgesellschaftliche Nutzen einer Circular Economy ist deutlich höher als die damit einhergehenden sozio-ökonomischen Kosten der Transformation, zeigt die Studie. „Die zirkuläre Transformation könnte die Treibhausgasemissionen um bis zu 26 Prozent reduzieren und den Rohstoffkonsum um bis zu 27 Prozent bis zum Jahr 2045 senken”, sagt Siddharth Prakash, Projektleiter und Leiter Zirkuläres Wirtschaften & Globale Wertschöpfungsketten beim deutschen Öko-Institut.

Rebecca Tauer, Expertin für Circular Economy beim WWF Deutschland: „Die Circular Economy stärkt langfristig den Wirtschaftsstandort Deutschland und ist der tragende Baustein für das Wirtschaften innerhalb der planetaren Grenzen.“ Allein mit nur fünf Maßnahmenbündeln ließen sich über alle untersuchten Sektoren hinweg schon fast 84 Prozent der Treibhausgasreduktion erzielen. „Geringere Wohn- und Bürofläche, weniger Individualverkehr, eine stärker pflanzenbasierte Ernährung, ressourceneffizientere Rechenzentren und ein geringerer Konsum von Textilien sind Ansätze, die eine große Wirkung erzielen“, sagt Prakash. „Diese Maßnahmen führen außerdem zu 30 Prozent weniger Landnutzung in den betrachteten Sektoren und tragen so zum Schutz der Biodiversität bei.“ Auch im Bereich kritischer Rohstoffe, die Energie- und Mobilitätswende notwendig sind, kann das Risiko für Versorgungsengpässe durch die Maßnahmen der Circular Economy gesenkt werden.

Um den Wandel zu ermöglichen, müssen Instrumente zur Förderung von zirkulären Maßnahmen weiterentwickelt und viel ambitionierter gestaltet werden, etwa durch bessere Anreize für zirkuläres Wirtschaften durch entsprechende Steuer- und Finanzpolitik, verbindliche Umweltaspekte in öffentlicher Beschaffung sowie größere Verantwortungsübernahme für Produkte durch die Inverkehrbringer.

Die Autor:innen der Studie empfehlen, dass im Zieljahr 2045 nur noch ein Pro-Kopf-Rohstoffkonsum von 7 Tonnen pro Jahr vorliegt, zudem sollte der absolute Rohstoffkonsum auf rund 500 Millionen Tonnen gesenkt werden. Außerdem müsste die zirkuläre Materialnutzungsrate (Circular Material Use Rate) in Deutschland auf 25 Prozent bis 2030 erhöht werden. Die Studie wird ergänzt durch einen Politik-Blueprint, welcher an die Studie anschließt, und den Weg zur Transformation hin zu einer umfassenden Circular Economy aufzeichnet. Viele der Erkenntnisse aus Studie und Blueprint für Deutschland sind sicherlich auch für den Wirtschaftsstandort Österreich von Nutzen. Der WWF Deutschland fordert von der deutschen Bundesregierung nun eine ambitionierte und konkrete nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie.

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Zur Studie auf der Website des WWF

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