Teurer, weniger Inhalt, mehr Verpackungsmüll:
Getränkedosen in Kleinformat verschwenden noch mehr Ressourcen
Es sei ein Angriff auf das deutsche Mehrwegsystem, warnte im April die Deutsche Umwelthilfe (DUH). Nun sind die Coca-Cola-Minidosen mit 0,15 Liter Füllvolumen im Handel erhältlich. Im Verhältnis zu ihrem Inhalt verbrauchen die Kleindosen mehr Ressourcen und Energie als die ohnehin umweltschädlichen größeren Getränkedosen.
Auch Coca-Cola muss sich in der Ansicht der DUH seiner Verantwortung stellen, seinen Beitrag zur 70-%-Mehrwegquote in Deutschland zu leisten und nicht dagegen zu arbeiten. „Mit der geplanten Einführung der Mini-Dosen folgt der nächste Angriff durch Coca-Cola auf das umweltfreundliche Mehrwegsystem in Deutschland. Die 1,5 Liter und 0,5 Liter Mehrwegflasche wurden bereits abgeschafft und aus dem Sortiment genommen. Der Verpackungsverbrauch in Deutschland erreicht von Jahr zu Jahr neue Rekordwerte und dem amerikanischen Brausekonzern fällt nichts Besseres ein, als noch eins draufzusetzen. Kleindosen verschlechtern das Verhältnis der verpackten Getränkemenge im Vergleich zum eingesetzten Verpackungsmaterial erheblich. Es ist ein Skandal, dass Coca-Cola diesen ökologischen Irrsinn zu einem Trend für Verbraucher machen möchte“, kritisiert der DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch.
Wenn Coca-Cola weiterhin mit erfinderischer Dreistigkeit das Aufkommen an Einwegverpackungen in Deutschland fördert, sieht Resch die deutsche Bundesregierung in der Pflicht, durch gezielte Maßnahmen dafür zu sorgen, dass die gesetzliche Mehrwegquote von 70 Prozent erreicht wird. Ein konkreter Vorschlag ist eine Abgabe auf unökologische Getränkeverpackungen in Höhe von 20 Cent zusätzlich zum Pfand. Die Mehrwegflasche sei mit bis zu 60 Wiederbefüllungen jedenfalls die ressourcen- und klimaschonendere Alternative. „Eine der umweltunfreundlichsten Getränkeverpackungen ist die Getränkedose. Deren Produktion verbraucht viel Energie. Sie wird in Deutschland bundesweit von nur wenigen Abfüllanlagen über lange Strecken transportiert. Weil für deren Herstellung auch Neumaterial eingesetzt wird, müssen Aluminium- oder Eisenerz gewonnen werden. Für deren Abbau werden im südamerikanischen Urwald, in Asien oder Australien Böden abgebaggert. Zudem kommen auf eine Tonne Aluminium bis zu vier Tonnen giftiger Rotschlamm als Abfallprodukt. Am Ende wird dieser in riesige Becken geleitet und stellt eine ernstzunehmende Gefahr dar“, sagt der DUH-Leiter für Kreislaufwirtschaft Thomas Fischer.
Im Internet findet man die Minidose noch nicht leicht. Bei diversen Online-Lebensmittelhändlern ist sie zwar erhältlich, aber auf den Coca-Cola-Webseiten für Deutschland und Österreich wird sie nicht groß beworben. Für die Werbefotos wurde die klassische und wohl appetitlichere Glasflasche vorgezogen.
Aber auch in Österreich ist die Minidose von Coca Cola schon zu kriegen: Mitte April wurden solche schon vor dem Hauptgebäude der Universität Wien als gratis Werbegeschenk an Vorüberlaufende verteilt.
Der VABÖ setzt sich seit seiner Gründung für die Förderung von Mehrweggetränkeverpackungen vor Einweg ein und sieht die Entwicklung in Österreich mit Besorgnis. Die letzten Jahre wurden von der Getränkeindustrie nicht genutzt, um hier Fortschritte zu machen. Ganz im Gegenteil: Die Tendenz sind kleinere Gebinde und ein verschwindender Mehrweganteil, mit Ausnahme des Gastgewerbes.
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Gedanken zur Nachhaltigkeitsagenda für Getränkeverpackungen von Thomas Fischer, WKO