Gedanken zur Nachhaltigkeitsagenda für Getränkeverpackungen:
Viele Wege führen nach Rom
Die Nachhaltigkeitsagenda reduziert Treibhausgasemissionen im gesamten Lebenszyklus von Getränkeverpackungen, schließt Stoffkreisläufe und kämpft gegen asoziales Littering. Eine Stellungnahme von Thomas Fischer, WKO.
Anm. der VABÖ-Redaktion: Der VABÖ hat sich in der Vergangenheit mehrfach explizit für die Förderung von Mehrweg-Getränkeverpackungen eingesetzt und dabei auch die freiwillige Selbstverpflichtung der Wirtschaft kritisiert. Die Diskussion wird in den kommenden Monaten angesichts der neuen EU-Verwertungsziele wieder verstärkt geführt werden. Um einen konstruktiven Dialog zu ermöglichen, geben wir an dieser Stelle auch der Vertretung der Wirtschaftsseite die Gelegenheit, ihre Sicht darzustellen. Wir bedanken uns bei Thomas Fischer für den folgenden Gastbeitrag und ermuntern auch andere Stakeholder, uns ihre Beiträge zukommen zu lassen.
Mit der Nachhaltigkeitsagenda für Getränkeverpackungen 2008-2017 ist Österreich einen neuen Weg gegangen, die Umweltbilanz von Getränkeverpackungen ganzheitlich zu verbessern. Zu den gut 1.000 Mitgliedern der Nachhaltigkeitsagenda gehören Hersteller von Getränkeverpackungen, die Sammel- und Verwertungssysteme, sämtliche relevanten Unternehmen des Lebensmitteleinzel- und Großhandels sowie alle maßgeblichen Brauereien, Mineralwasser- und Saftabfüller.
Die Beteiligten hatten sich dazu verpflichtet, die Treibhausgasemissionen der Getränkeverpackungen bis 2017 um mindestens 10 Prozent zu reduzieren – ausgehend von 370.000 Tonnen an CO2-Äquivalenten im Jahr 2007. Dieses zentrale Ziel konnte bei weitem übertroffen werden: Bereits bis 2016 sind über 78.000 Tonnen CO2-Äquivalente durch direkte Maßnahmen eingespart worden. Zusätzlich dazu wurden mehr als 273.000 Tonnen CO2-Äquivalente durch indirekte Maßnahmen eingespart.
Die mit Anfang des Jahres in Kraft getretene Nachhaltigkeitsagenda für Getränkeverpackungen 2018-2030 schreibt diesen erfolgreichen Kurs fort: Die Ökobilanz der Getränkeverpackungen soll weiterhin verbessert werden, und zwar in deren gesamtem Lebenszyklus – von der Herstellung bis zur (Wieder-)Verwertung, einschließlich des Produktionsprozesses und der Abfüllung der Getränke.
So setzt die Nachhaltigkeitsagenda auf einen größeren, umfassender greifenden Hebel zur Umsetzung von Klimazielen, als ihn die bloße Verpflichtung zu mehr Mehrweg mit sich bringen würde. Sich nur auf Mehrweg bzw. auf einseitige Darstellung von Mehrweg-Effekten zu fokussieren, die die Rezyklierbarkeit, Ressourceneffizienz und Stoffkreisläufe bei Einweg-Verpackungen nicht berücksichtigt, ist mehr als zu hinterfragen und nicht objektiv. Bei „Nachhaltigkeit“ und damit auch der Nachhaltigkeitsagenda geht es um eine Gesamtbetrachtung auf Basis des Carbon Footprint und des Klimaschutzes und nicht um eine Partikularkampagne für einzelne Gebindeformen. Praktikable Lösungen, auch bei den bestehenden Einweg-Verpackungen den Materialaufwand deutlich zu senken und vor allem die Werkstoff-Zyklen kontinuierlich zu verbessern, werden beispielsweise mit der PET to PET-Recyclinganlage im Burgenländischen Müllendorf umgesetzt. Bereits über zwei Drittel aller PET-Flaschen in Österreich werden wiederverwertet. Der Rezyklat-Anteil neuer Flaschen liegt im Duschschnitt bereits bei 30 bis 40 Prozent, bei manchen noch viel höher und wird beständig ausgebaut.
Ein großes Lob ist den österreichischen Konsumentinnen und Konsumenten zu zollen. Sie sind es, die auf ökologisch optimierte Verpackungen achten und durch getrennte Rückgabe von Wertstoffen die Stoffkreisläufe schließen. Damit Konsumentinnen und Konsumenten diese Möglichkeit auch bei Großveranstaltungen haben, wurde im letzten Jahrzehnt bei hunderten Veranstaltungen und Großevents durch die ARA die komplette Infrastruktur für die getrennte Sammlung von Plastikflaschen und Getränkedosen vor Ort zur Verfügung gestellt und diese anschließend einer stofflichen Verwertung zugeführt. An die Bevölkerung wendet sich auch die Initiative Reinwerfen statt Wegwerfen. Das achtlose Wegwerfen von Verpackungen auf der Straße und in der Natur ist für Passanten und Wanderer ein Ärgernis und es gibt keine Entschuldigung für dieses respektlose Verhalten Einzelner. Die Wirtschaft hat sich der Aufgabe verschrieben, dagegen durch Aufklärung und Erfassungsinfrastruktur anzukämpfen.
Thomas Fischer ist in der WKO zuständiger Referent für die Nachhaltigkeitsagenda für Getränkeverpackungen.
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