Nachhaltigkeit im IT-Bereich:
Öffentliche Beschaffung nach fairen Prinzipien
Dem öffentlichen Sektor kommt eine tragende Rolle zu, wenn es um Nachhaltigkeit geht. Allein 2011 beschafften öffentliche Einrichtungen in der EU elektronische Geräte im Wert von 50,3 Milliarden Euro. Diese ungemeine Kaufkraft muss zielgerichtet eingesetzt werden: Die Einhaltung sozialer und ökologischer Standards durch liefernde Unternehmen muss aktiv eingefordert und kontrolliert werden.
Gesundheitsschädigende Arbeitsbedingungen, Niedrigstlöhne, Menschenrechtsverletzungen, Kinderarbeit, bewaffnete Konflikte und Umweltzerstörung zählen zu den drastischen Problemen, die innerhalb der Beschaffungsketten in der IT-Industrie auftreten. Hier muss vieles geändert werden, um die Elektronikindustrie schrittweise zu fairen und ökologisch nachhaltigen Erzeugungsbedingungen zu bewegen. Transparenz der Lieferketten ist ein wichtiger Punkt – die einzelnen Bestandteile der Geräte müssen bis an ihren Ursprungsort rückverfolgbar sein.
Die soziale Verantwortung des öffentlichen Sektors
In dem Projekt „Make ICT Fair“ (Make „Information and Communication Technology“ Fair) arbeitet Südwind mit zehn europäischen Partnerorganisationen an dem Ziel, die Lieferkette der Elektronikindustrie transparenter, gerechter sowie klima- und umweltfreundlicher zu gestalten. Dem öffentlichen Sektor – Gemeinden, Universitäten, Spitälern usw. – kommt hierbei eine Schlüsselrolle zu.
Denn öffentliche Beschaffer sind in der Position, von ihren Zulieferern die Einhaltung von sozialen und ökologischen Kriterien verlangen zu können. Sie sollten diese, folgend der Möglichkeiten der Richtlinie 2014/24/EU, bereits in ihren Ausschreibungen einbringen. Mit dem Einfordern von Standards alleine ist es allerdings nicht getan – es ist auch eine Umsetzungskontrolle erforderlich.
Einfordern von Standards & Überwachung der Umsetzung
Electronics Watch, eine unabhängige Monitoring Organisation, unterstützt Organisationen des öffentlichen Sektors beim Einfordern und Überwachen von ökologischen und sozialen Standards in ihren Lieferketten. Dazu zählen Leitfäden für Auftragnehmer, Vertragsklauseln für Ausschreibungen, Fabrik-Compliance Untersuchungen, Berichte zu Risiken in den Lieferketten der Mitglieder und Maßnahmen zur Abhilfe bei aufgedeckten Vorfällen.
Die nächste große Herausforderung ist der Bereich des Rohstoffabbaus. Hier erprobt Electronics Watch zurzeit Ausschreibungsklauseln, um zu untersuchen, was durch öffentliche Beschaffung möglich ist.
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Über das Projekt „Make ICT Fair“
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