© Institut für Abfallwirtschaft, BOKU

Vermeidung von Lebensmittelabfällen:
Testlauf einer Erste-Hilfe-Box für Lebensmittel

Was für Maßnahmen können seitens der Abfallberatung getroffen werden, um Lebensmittelabfälle zu vermeiden und Einzelpersonen dazu zu motivieren? Die Evaluierung einer Erste-Hilfe-Box für Lebensmittel bringt Aufschluss über mögliche Ansätze.

Rund ein Drittel aller weltweit produzierten Lebensmittel landet wieder im Müll. In Wien sind das pro Kopf in etwa 40 Kilogramm pro Jahr – all das ist Nahrung, die man eigentlich essen hätte können. (Quelle: wien.gv.at) In der Abfallberatung stellt sich die Frage, wie sich KonsumentInnen erreichen lassen, um ihr Verhalten zu ändern. In einem im ÖWAV-Magazin 5-6/2019 erschienen, online zugänglichen Artikel wird das Thema von Sandra Schwödt und Gudrun Obersteiner aufgegriffen. Im Zentrum der erfolgten Untersuchung steht die Entwicklung von maßgeschneiderten Vermeidungsmaßnahmen für KonsumentInnen im Bereich von Lebensmittelabfällen.

Informationen und Hilfsmittel

Die Untersuchung basiert auf einer Umfrage, die 2017 im Rahmen des EU-Projektes STREFOWA vom Institut für Abfallwirtschaft der Universität für Bodenkultur Wien durchgeführt wurde. Hier wurden die Bedürfnisse, der Wissensstand der KonsumentInnen und bereits erfolgte Vermeidungsmaßnahmen abgefragt und analysiert. Zum Beispiel zeigte sich, dass österreichische KonsumentInnen bereits gelernt haben, dass Lebensmittel nach Überschreitung des Mindesthaltbarkeitsdatums noch verzehrt werden können. Die Umfrage konnte schließlich verschiedene KonsumentInnengruppen identifizieren, und basierend auf den Ergebnissen wurde ein Maßnahmenpaket in Form einer Erste-Hilfe-Box für Lebensmittel entwickelt und getestet. Diese wurde von den Autorinnen im vorliegenden Artikel nun evaluiert.

Die Erste-Hilfe-Box wurde Anfang 2018 an 2.000 Wiener VerbraucherInnen verteilt. An der freiwilligen anschließenden Befragung nahmen gut 300 Personen teil. In der Box enthalten war eine Fülle an Informationen, z.B. zu Lagerung und möglichen Maßnahmen im Haushalt, Resterezepte und diverse Hilfsmittel wie z.B. Gefrierbeutel und Gelierhilfe, die beim konkreten Handeln unterstützend wirken.

© Institut für Abfallwirtschaft, BOKU

Einzelhandel als wichtiger Multiplikator

Die KonsumentInnen, die an der Befragung zur Erste-Hilfe-Box teilgenommen haben, berichteten von weniger Abfällen und einem sorgsameren Umgang mit Lebensmitteln. Die Ergebnisse der Evaluierung zeigen, dass Maßnahmen auf bestimmte Typen von KonsumentInnen angepasst sein sollten. Hier ist auch die Berücksichtigung soziodemographischer Merkmale – etwa Alter oder Bildungsgrad – sinnvoll. Ein weiterer relevanter Faktor sind Emotionen – etwa Schuldgefühle oder ein unangenehmes Empfinden bei der Entsorgung von Lebensmittelabfällen. Bei Kampagnen zum Thema Vermeidung scheint ein Mix aus verschiedenen Medien sinnvoll. Dem Einzelhandel kommt hier eine wichtige Rolle zu – er kann etwa Botschaften über Social Media, Newsletter und Magazinbeiträge verbreiten.

Die Autorinnen geben auch an, dass sich künftig Maßnahmen nicht nur auf generelle Vermeidung von Lebensmittelabfällen beschränken, sondern sich auch auf Lebensmittel mit den relevantesten Umweltauswirkungen und auf umweltbewusste Kaufentscheidungen konzentrieren könnten. Der Ansatz erscheint uns sinnvoll, denn Vermeidung beginnt bereits beim Einkauf. Die Wertschätzung von Lebensmitteln entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu erhöhen sollte ein wichtiges Ziel sein, stellen auch die Autorinnen fest.

Mehr Infos …

Link zum vollständigen Artikel von Sandra Schwödt und Gudrun Obersteiner: „Erste Hilfe für Lebensmittel – Konsumorientierte Vermeidungsmaßnahmen entwickeln, umsetzen und evaluieren“

Presseaussendung zur Erste-Hilfe-Box

Informationen zum Projekt auf der Website von STREFOWA

Online-Link zum ÖWAV-Magazin 5-6/2019

Handlungsempfehlungen zur Reduktion von Lebensmittelabfällen und ihre Klimarelevanz anhand von theoretischen Umsetzungsbeispielen im europäischen Raum

Erste Hilfe für Lebensmittel – Konsumentenorientierte Vermeidungsmaßnahmen entwickeln, umsetzen und evaluieren

Lebensmittelabfälle: Zahlen, Daten Fakten (wien.gv.at)

VABÖ-Blatt 1/2015: Lebensmittelabfälle – Königsdisziplin der Abfallvermeidung

VABÖ-News: Mit zielgruppenspezifischer Kommunikation zur Lebensmittelabfallreduktion

VABÖ-News: Sorgsamer Umgang mit Lebensmitteln von klein auf

VABÖ-News: Größtes Abfallvermeidungspotential bei Lebensmitteln und im Bau

VABÖ-News: Lebensmittelrettung als Geschäftsmodell

VABÖ-News: Abfallvermeidung in der Lebensmittelproduktion