Kenia:
Die weltweit strengsten Gesetze gegen Plastiksackerln
Zehn Jahre und mehrere Rückschläge hat es gebraucht: Mit dem strengsten Plastiksackerl-Verbot der Welt soll sich Kenia vom Hauptexporteur von Kunststofftragetaschen zum ökologischen Vorbild mausern. (Quelle: Reuters)
Tragetaschen aus Kunststoff gefährden Schildkröten, Seevögel, Delphine, Wale und andere Meeresbewohner. „Wenn wir so weiter machen, haben wir bis 2050 mehr Plastik als Fische im Meer“, sagt Habib El-Habr, ein Experte des Umweltprogramms der UNO in Kenia. Außerdem gelangen die Kunstofftaschen, die erst nach 500 bis 1.000 Jahren abgebaut sein werden, über Fische und andere Tiere in die Mägen der Menschen. In Schlachthäusern in Nairobi wurden auch schon Plastiksackerln aus den Mägen von Kühen entnommen, die für den menschlichen Verzehr bestimmt waren. Vor zehn Jahren gab es das noch nicht, mittlerweile ist es zum Alltag geworden, so Tierarzt Mbuthi Kinyanjui.
Die kenianische Gesetzgebung steuert nun gegen: Seit Ende August ist die Produktion, der Verkauf und selbst die Verwendung von Plasticksackerln gesetzlich verboten und wird mit bis zu vier Jahren Gefängnis bzw. 40.000 $ Buße bestraft.
Ähnlich wie Kenia haben schon über 40 weitere Länder der Welt Verbote oder einschränkende Bestimmungen eingeführt, um die Plastikverschmutzung zu reduzieren. Aber keines dieser Gesetze ist so streng wie jene in Kenia.
Mit dem neuen Verbot könnte die Polizei jeden zur Rechenschaft ziehen, der ein Plastiksackerl mit sich trägt. Aber zunächst würden die Bestimmungen vor allem bei den Herstellern und Inverkehrbringern durchgesetzt, so Umweltministerin Judy Wakhungu.
Nicht alle sind von der neuen Maßnahme begeistert: Samuel Matonda, Sprecher der Kenianischen Herstellervereinigung, sagt, dass diese Maßnahme 60.000 Arbeitsplätze vernichten wird und 176 Herstellern die Existenzberechtigung nimmt. Kenia ist einer der Hauptexporteure von Kunststofftragetaschen in der Region. Matonda rechnet mit Dominoeffekten. Die Leittragenden könnten auch die Frauen sein, die auf den Märkten ihr Gemüse verkaufen und ihren KundInnen bisher Kunststofftaschen mitgaben. Die großen Supermarktketten haben schon seit längerem angefangen, Alternativen anzubieten.
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Zum Artikel auf Reuters geht es hier …
Zur Stellungnahme des KBVÖ zur Tragetaschenverordnung im VABÖ-Newsletter vom September 2017 geht es hier …