Dr. Christian Schreyer, Hans Janisch, Jürgen Maschl und Berthold Schleich (v. li. oben n. re. unten)

Jährliches Netzwerk-Highlight:
VABÖ-Netzwerktagung stellte Ressourcenparks ins Rampenlicht

Bei der heurigen VABÖ-Netzwerktagung wurde thematisiert, wie das Altstoffsammelzentrum der Zukunft aussehen kann, was in Österreich bereits umgesetzt wird und welche Entwicklungen die nächsten Jahre bringen werden.

Anfang Oktober war es wieder Zeit für das jährliche Netzwerktreffen des VABÖ. Die Plattform bietet einen guten Anlass zum Austausch zwischen AbfallberaterInnen Österreichs und die Möglichkeit für Vernetzung und Diskussion über aktuelle Fragestellungen. Diesmal widmete man sich dem Thema Ressourcenpark. Dieser Terminus umreißt recht gut, was das Abfallsammelzentrum der Zukunft auszeichnen soll – den Blick auf Materialien als Wertstoffe (anstatt als Abfall) und die Gestaltung einer Landschaft – eines Parks – rund um den Umgang mit diesen Ressourcen.

Der gemeinsame Nachmittag im Hotel Ananas in Wien war spannend und voll mit inspirierenden Vorträgen. Nach der Begrüßung von Wolfgang Holzer vom BMNT und der Danksagung an seine Kollegin Rafaela Ziegler, die die Arbeit des VABÖ immer unterstützt hat und nun ihren wohlverdienten Ruhestand antritt, ging es in medias res.

© BMNT

VABÖ-Geschäftsführer Matthias Neitsch wies in seiner Einführung ins Thema darauf hin, dass sich die künftige Abfallwirtschaft vermehrt als Rohstofflieferantin der Industrie zu verstehen habe und sich dementsprechend ausrichten müsse.

Dr. Christian Schreyer, Geschäftsführer des Dachverbandes der steirischen Abfallwirtschaftsverbände, umriss die Entwicklungsgeschichte der steirischen Abfallsammelzentren hin zu den modernen Ressourcenparks. Nach einer erfolgten Problemanalyse und Anforderungsfeststellung setzt man heute auf größere, überregionale Zentren mit ausgedehnteren Öffnungszeiten und einer Sammlung von mindestens 50 Einzelfraktionen. Als Vorbild ließ man sich etwa von SuperDrecksKescht in Luxemburg inspirieren. Anstatt vieler kleiner, wenig frequentierter ASZs soll es künftig 100 bis 150 ASZs in der Steiermark geben, darunter 30 große mit eigenem Re-Use-Shop und Repair Café. Die Ressourcenparks in Leibnitz und Leoben etwa sind gute Beispiele für die erfolgreiche Umsetzung des Konzeptes.

Hans Janisch, Geschäftsführer des Burgenländischen Müllverbandes, gab Einblicke in die Situation im Burgenland. Ausgangspunkt der Umstrukturierung der Abfallsammelstellen im Burgenland war eine mehrmals durchgeführte Sperrmüllanalyse: Die hohe Quote an Fehlwürfen machte eine Professionalisierung des Systems erforderlich, woraufhin man das Konzept der regionalen Abfallsammelstellen (RAS) entwickelte: diese bedienen mehrere Gemeinden und bieten u. a. Re-Use-Shops, konsumentInnenfreundliche Öffnungszeiten und ein Mietauto- oder Abholservice. Die vollständige Entwicklung wird 10  bis 15 Jahre dauern. Zurzeit entsteht bereits die erste RAS in Heiligenkreuz, Spatenstich war am 6. Oktober (Bericht auf meinbezirk.at).

Jürgen Maschl, Geschäftsführer des Gemeindeverbandes für Abfallwirtschaft im Raum Schwechat (AWS), beleuchtete das Thema aus niederösterreichischer Perspektive. Der Verband vereint 15 Gemeinden und verzeichnete Anfang Oktober 21 ASZs, kurz danach wurde das Wertstoffzentrum Kleinneusiedl eröffnet, eines steht kurz vor der Eröffnung und noch drei weitere sind in Planung. Maschl ging näher auf den 2018 in Schwadorf neu eröffneten Wirtschaftshof ein, wo seit März 2019 auch ein Re-Use-Shop betrieben wird. Gesammelt wird vor allem mittels eigener Re-Use-Container in den ASZs – von Februar bis Anfang Oktober konnten ganze 103 volle Container verzeichnet werden.

Berthold Schleich, der Gründungsvater der kommunalen Abfallberatung, stellte in seinem Vortrag einige inspirierende Best Practice Beispiele im Ausland vor, darunter Odense (Dänemark), das ZAK-Kaufhaus in Kempten (DE), das Haus der Eigenarbeit in München, das Rediscovery Centre in Dublin (Irland) und ReTuna in Eskilstuna (Schweden). Man muss nicht immer das Rad neu erfinden – man kann sich viel Inspiration aus bereits bestehenden Projekten holen. Schleich betonte auch, dass Re-Use so wichtig ist, weil man dadurch die hinter den Produkten stehende geistige Leistung wertschätzt. Als österreichisches Beispiel stellte er unter anderem das Konzept für einen Re Use Park Graz vor, der als eine Art Innovationswerkstatt für Kreislaufwirtschaft in unmittelbarer Nähe zum Recyclingzentrum entstehen soll.

Der VABÖ dankt an dieser Stelle dem BMNT und der ARA für die Organisation und Unterstützung der Tagung.

Mehr Infos …

Zur Veranstaltungs-Review mit Download-Links zu allen Vorträgen

VABÖ-Tagung 2018

Homepage von SuperDrecksKescht

ZAK-Kaufhaus in Kempten (DE)

Haus der Eigenarbeit in München

Rediscovery Centre in Dublin (Irland)

ReTuna in Eskilstuna (Schweden)