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Moderiese will nachhaltig sein:
Norwegen kritisiert H&Ms „Conscious Collection“

Der schwedische Modekonzern H&M bringt seit einigen Jahren eine „Conscious Collection“ auf den Markt. Diese ist nun unter Beschuss – die norwegische Verbraucherschutzbehörde sieht darin irreführendes Marketing. Ein Greenwashing-Versuch?

Seit einiger Zeit unternimmt man bei Hennes & Mauritz (H&M) verschiedenste Bemühungen, um die Wirtschaftskultur des Konzerns in nachhaltigere Bahnen zu lenken. – Oder doch nicht? Auf der Website des Unternehmens gibt man sich nachhaltig, ein ganzer Bereich der Seite ist dem Thema Sustainability gewidmet – im Nachhaltigkeitsbericht 2018 etwa wird das Programm „Take care“erwähnt, ein Service zur Verlängerung der Lebensspanne von Kleidung, das Reparatur und Tipps zu Pflege und Upcycling anbietet. Nach eigenen Angaben seien 57% der verwendeten Materialien entweder recycelt oder nachhaltig gewonnen. Bis 2030 will man diesen Anteil auf ganze 100% steigern.

Online rühmt man sich auch mit der Entwicklung eines Tools, das Produkte bis zur Fabrik zurückverfolgbar macht. Wir haben stichprobenartigen überprüft und festgestellt, dass es bei den Produkten zwar Angaben zur Produktionsstätte gibt – wo genau jedoch die Rohstoffe für die Textilien herkommen und wie diese weiterverarbeitet werden, bleibt ungewiss. Bis dato scheinen die Angaben zu Herkunft bei den einzelnen Produkten, auch bei der Conscious Collection, eher schwammig, genaue Daten wären wünschenswert. Wird etwa Bio-Baumwolle verwendet, so müsste unseres Erachtens garantiert und nachweisbar belegt werden, dass auch die weitere Verarbeitung ökologisch nachhaltig abläuft. Genau müssen ArbeiterInnen- und Menschenrechte innerhalb der Produktionskette eingehalten werden, denkt man etwa an frühere Vorwürfe der Kinderarbeit gegen H&M.

Die norwegische Verbraucherschutzbehörde hat H&M deshalb bezüglich der „Conscious Collection“ illegales Marketing vorgeworfen – die Darstellung der Nachhaltigkeit sei nach norwegischem Marketingrecht nicht haltbar. Die Angaben auf der norwegischen Website von H&M seien zwar nicht falsch, aber irreführend – denn sie müssten laut norwegischem Recht klar begründen, warum ein Produkt nachhaltig sei. Die Information fehle aber oder sei nur schwer auffindbar.

Dieser Eindruck bestätigt sich auf der deutschsprachigen Seite. Recherchen haben außerdem bereits vor einiger Zeit gezeigt, dass H&M ungetragene, unverkaufte Kleidung verbrennt (RepaNews hat berichtet) – das Gesamtbild bleibt also ambivalent.

Die Bemühungen von H&M, in eine nachhaltigere Richtung zu gehen, wollen wir hier natürlich nicht vollständig abwerten. Wenn große Konzerne umschwenken, ist das als deutliche positive Veränderung zu sehen. Doch angesichts der Konzerngeschichte muss man ganz genau auf die Details schauen. Wir werden die Entwicklungen deshalb weiterhin unter die Lupe nehmen.

Es ist zu wünschen, dass das Unternehmen tatsächlich umlenkt, in der gesamten Produktionskette nachhaltig wirtschaftet und mit einem Kurswechsel auch den Ansprüchen von KundInnen genügt, für die Nachhaltigkeit und Langlebigkeit wichtige Kriterien sind – hier muss jedoch viel umgekrempelt werden, und mit der bisherigen Niedrigpreispolitik wird das nicht vereinbar sein.

Mehr Infos …

H&M-Website – Infos zu Nachhaltigkeit

H&M  Conscious Collection

hypebeast.com: H&M Norway called out for „Greenwashing“ Conscious Collection Marketing

lifeinnorway.net: H&M’s Green Marketing questioned by Consumer Authority in Norway

utopia.de: Wie nachhaltig ist die Conscious Collection wirklich?

VABÖ-News: Greenpeace-KonsumentInnen-Umfrage zu Bekleidung

VABÖ-News: ActNow – Klimakampagne der UNO

RepaNews: Nachhaltige Modelle lösen die Fast Fashion ab