Ehrenamtliche Abfallberatung:
Ein innovatives Ausbildungsprojekt des Landes Steiermark und der ARGE Müllvermeidung
Um für kommunale Umwelt- und AbfallberaterInnen in der Steiermark „Verstärkung“ zu schaffen, entwickelte die Landes-Abfallabteilung gemeinsam mit der ARGE Abfallvermeidung das Konzept der ehrenamtlichen „Abfallcoaches“, eine Art „Abfallberatung light“. In der Steiermark gibt es 17 Abfallwirtschaftsverbände mit insgesamt ca. 70 kommunalen Umwelt- und AbfallberaterInnen. Bei 1,2 Mio. Steirern und Steirerinnen bedeutet das, dass ein/e AbfallberaterIn für durchschnittlich 17.400 EinwohnerInnen zuständig ist. Es erklärt sich von selbst, dass die professionellen AbfallberaterInnen nicht jede einzelne Person individuell beraten können – hier kommen die ehrenamtlichen Abfallcoaches ins Spiel, für die seit 2015 jährlich eine spezielle Schulung durchgeführt wird.
Österreich ist weltweit eines der erfolgreichsten Länder in der getrennten Sammlung von Siedlungsabfällen. Aktivitäten, die in anderen Ländern heute als bahnbrechende Pilotprojekte gefeiert werden, wie Einführung der Biotonne, Eröffnung eines ASZ, lösen bei unseren älteren KollegInnen eher nostalgische Erinnerungen an ihre beruflichen Einstiegsjahre in den 80ern und 90ern aus. Eines der Erfolgsrezepte der kommunalen Abfallwirtschaft in Österreich war und ist die intensive flächendeckende Abfallberatung mit direkter persönlicher Ansprache der BürgerInnen. Wozu dann jetzt Abfallcoaches?
Die Zeiten haben sich geändert: Getrennte Sammlung, ASZs, Kooperation mit Entsorgungswirtschaft und Systemen sind mehr oder weniger eingespielt. Die Herausforderung in der Öffentlichkeitsarbeit ist es nunmehr, Ermüdungserscheinungen bei der Sammelmoral der BürgerInnen zu verhindern, um das hohe Niveau aufrecht zu erhalten und weiter zu optimieren – dies alles vor dem Hintergrund von rasanten Änderungen der Kommunikation (Stichwort Social Media), der Gesellschaft (steigender Grad an Berufstätigkeit, Urbanisierung und Single-Haushalten) und des Konsumverhaltens (Stichwort Online-Shopping).
Der Arbeitsalltag heutiger AbfallberaterInnen ist heute weitgehend geprägt von Systemverwaltungstätigkeiten einerseits und professioneller PR und anspruchsvoller Projektarbeit andererseits. Was aufgrund mangelnder Zeitressourcen nur noch selten stattfindet, ist die regelmäßige persönliche Ansprache von BürgerInnen, optimaler Weise in deren unmittelbarem Lebensumfeld, also der Wohn- oder Arbeitsumgebung. Der größte Bereich persönlicher Ansprache in der Abfallberatung sind noch am ehesten Schulen und Kindergärten, vor allem wegen der Multiplikator- und Langzeitwirkung.
Aber Menschen in oder bei ihrem Wohnhaus oder Arbeitsort kommen kaum noch direkt mit AbfallberaterInnen in Kontakt. Dabei war es gerade dieser persönliche Kontakt, der in den 90ern die getrennte Sammlung innerhalb von kürzester Zeit in den Köpfen verankern konnte. Um die Leute bei der Stange zu halten, wäre diese Betreuungsintensität auch heute nötig, dafür fehlen aber die Ressourcen.
Die neuen sozialen Medien, die mittlerweile von vielen AbfallberaterInnen sehr professionell eingesetzt werden, konnten die Lücke bislang nicht wirklich schließen. Somit ergibt sich die Frage, wie kommunale Abfallberatung mit geringem Mitteleinsatz trotzdem zumindest indirekt ihre Zielgruppe persönlich „face to face“ ansprechen kann. Die Antwort darauf: Abfall-Coaches.
Das Prinzip ist denkbar einfach: Engagierte, kontaktfreudige und in ihrem Umfeld bekannte und gut vernetzte Menschen, die bereit sind, ehrenamtlich einen persönlichen Beitrag für eine saubere, lebens- und liebenswerte Gemeinde zu leisten (und dies teils schon lange praktizieren), erhalten eine kurze Grundausbildung über die „Basics“ von Abfallvermeidung und -verwertung. Auf dieser Basis und mit Unterstützung der regionalen Umwelt- und AbfallberaterInnen helfen sie dann, die Menschen ihres Umfeldes zu korrekter Abfallsammlung und abfallvermeidenden Verhaltensweisen zu animieren, durch persönliche Ansprache, Hausanschläge, Versammlungen und viele weitere kreative Aktivitäten.
Anfangs gab es durchaus Skepsis aus dem Kreis der hauptberuflichen kommunalen Umwelt- und AbfallberaterInnen, zumal auch die ursprüngliche Namensgebung „Abfallberatung light“ dazu führte, dass sich die SchulungsabsolventInnen selbst vielfach als AbfallberaterInnen sahen. Es wurde sogar befürchtet, dass die hauptamtlichen AbfallberaterInnen durch Ehrenamtliche“ wegrationalisiert werden sollten. Doch die Verantwortlichen machten unmissverständlich klar, dass das Konzept vielmehr dazu dient, die Reichweite der kommunalen Abfallberatung durch Unterstützung an der Basis zu verstärken, und die bislang ungenutzten Potentiale ehrenamtlich engagierter Menschen vor Ort für die Abfallberatung nutzbar zu machen und auch gebührend zu würdigen. Die Bezeichnung der Ehrenamtlichen wurde daher in der Kommunikation teilweise in „Abfallcoach“ geändert.
Ausführliche Hintergrundinfos zu Abfallcoaches gibt es im neuesten VABÖ-Blatt, Download hier …