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Internationaler Vergleich:
Offizielle Recyclingquoten entsprechen häufig nicht der Realität

Das Europäische Umweltbüro (EEB) meldet, dass einige der europäischen Recyclingvorzeigeländer ihre Recyclingquoten vermutlich überschätzen. Gemeinsam mit dem Umwelt-Consultingunternehmen eunomia hat das EEB eine Untersuchung dazu durchgeführt, wie realistisch die geschätzten und gemeldeten Recyclingdaten der Länder sind.

Laut den offiziellen Meldungen der OECD-Länder hat Deutschland mit 66 % die höchste Gesamtrecyclingquote, gefolgt von Wales (63 %) und Singapur (61 %). Österreich ist an siebter Stelle mit 56 %. Die Top Ten (mit Schweiz und Italien gleichauf auf dem zehnten Platz) haben alle eine Recyclingquote über 50 %.

Die Zahlen werden von den Ländern selbst erhoben, aber nicht nach einheitlichen Methoden, was die Vergleichbarkeit – eigentlich – schwierig macht. Dass die Zahlen trotzdem verglichen werden, kann zu Verzerrungen führen. Die Untersuchung von eunomia und dem EEB versucht genau diese Verzerrungen auszugleichen. Konkret bedeutet das, dass angeschaut wurde, was die Länder in die Raten hineinrechnen und was davon ausgenommen bzw. welche Abfallströme nicht berücksichtigt werden, wie beispielsweise Bauschutt, Industrieabfälle oder Abfälle, die während des Recyclingprozesses entstehen.

Mit den neuberechneten Quoten erreicht keines der Länder mehr die 60-Prozent-Marke. Deutschland ist noch immer auf dem ersten Platz (56,1 %), Österreich ist auf den zweiten Platz vorgerückt mit 53,8 %. Während Wales (52,2 %) hinter Südkorea vom zweiten auf den vierten Platz gerutscht ist und Singapur mit 34 % auf den zehnten Platz. Schweiz und Italien sind wieder gleichauf, aber um fünf Plätze aufgerückt.

Was das Recycling von Haushaltsabfällen betrifft, ist wiederum Deutschland an erster Stelle mit 57 % und Österreich diesmal an vierter mit 53,8 % hinter Taiwan und Wales.

Im Interview mit ends waste & bioenergy sagt der Berichtautor Rob Gillies, dass sich die Top Ten der Recyclingländer nur bei den selbsterhobenen Quoten stark unterscheiden. Wenn die Methodik aber angeglichen wird, rücken sie näher zusammen. Das heißt, dass das Rennen um die ersten Plätze viel knapper ist, als das die offiziellen Zahlen vermuten lassen und alle diese Länder den berechtigten Ehrgeiz haben können, ganz oben auf der Liste zu stehen, also Recycling in allen Bereichen forcieren sollten.

Besonders innerhalb der EU sollte künftig mit dem am 18. Dezember endgültig beschlossenen EU-Kreislaufwirtschaftspaket ein einheitliches Berechnungsschema zum Einsatz kommen, in das auch die Vorbereitung zur Wiederverwendung („preparing for re-use“) nach klaren Kriterien eingerechnet und separat dokumentiert werden muss. Demnach soll diese kombinierte Quote mindestens 55% des Siedlungsabfalls bis 2025 betragen, 60% bis 2030 und 65% bis 2035. Derzeit erreicht den ersten Wert laut EEB weltweit nur Deutschland, Österreich ist nur knapp darunter. Also noch viel zu tun bis 2035 – auch für die kommunale Umwelt- und Abfallberatung!

Weitere Informationen …

Zur Studie von eunomia und dem EEB geht es hier …

Artikel auf ends waste & bioenergy (Englisch)