VABÖ Tagung 2018:
Was bedeutet die Kreislaufwirtschaft in der Abfallberatung?
Dass es bei Kreislaufwirtschaft wie in der Abfallhierarchie um mehr als nur Recycling geht, ist in der Abfallberatung schon länger bekannt. Kreislaufwirtschaft setzt bereits bei der Lebenszyklusplanung eines Produkts an, um die eingesetzten Stoffe in Kreisläufen zu halten, sei es durch möglichst lange Nutzung, Reparierbarkeit, modulare Bauweise, Kaskadennutzung des Produktes oder der Teile und am Ende die möglichst hochwertige Nutzung als Sekundärrohstoffe. Was die neue Kreislaufwirtschaftsstrategie der EU für die kommunale Umwelt- und Abfallberatung in Österreich konkret bedeutet, wurde bei der VABÖ-Tagung im Mai thematisiert.
Bereits 2015 wurde auf EU-Ebene ein Aktionsplan zur Circular Economy auf Schiene gebracht und kürzlich eine Revision der europäischen Abfallgesetzgebung als wichtiger Teil des Kreislaufwirtschaftspaketes beschlossen. In den nächsten Jahren müssen daher in Österreich Rechtsvorschriften umgesetzt und Strategien und Maßnahmen entwickelt werden, um den Wandel von der linearen zur Kreislaufwirtschaft zu schaffen. Mag.a Christine Hochholdinger (BMNT) stellte die Änderungen zum Siedlungsabfallbegriff, den neuen Zielvorgaben, der erweiterten Herstellerverantwortung, Abfallvermeidung und getrennten Sammlung vor. So soll beispielsweise in die Zielvorgaben für das Recycling auch die Wiederverwendung (Re-Use) einfließen. (Alle Präsentationen sind zum Nachlesen online verfügbar.)
DI Markus Meissner (Österreichisches Ökologie Institut) erklärte die Hintergründe und die Prinzipien der Kreislaufwirtschaftsstrategie der EU. Ausführlicher ging er anhand des Projekts BauKarussell auf den Bausektor ein, wo die Kreislaufwirtschaft großes Potential habe, aber noch in den Kinderschuhen steckt.
DI Dr. Alexandra Loidl (Umweltamt Stadt Graz) präsentierte das Abfallvermeidungsprogramm und die sieben Rs der Stadt Graz. Aktuell führt die Stadt unter anderem Papierkorbanalysen durch, um den Verbrauch von Einwegbechern festzustellen, und überlegt die Einführung eines Mehrwegbecherpfandsystems. Zu den weiteren Initiativen gehört der Leitfaden für die Lebensmittelweitergabe und die Informationskampagne „Zu gut für die Tonne“. Geplant sind unter anderem Maßnahmen, um den Verbrauch von kostenlosen Plastiksackerln zu reduzieren.
VABÖ-Geschäftsführer Matthias Neitsch sprach über kreislauftaugliche Konsummuster und wie ein gutes Leben für alle Menschen möglich sein kann. Für ihn geht es nicht nur darum, Stoffe im Kreislauf zu führen, sondern um einen gesellschaftlichen Veränderungsprozess hin zu mehr Achtsamkeit mit den Dingen. Er erwähnte außerdem, dass die EU-Kommission vor einem Jahr festgestellt hat, dass es in Österreich derzeit „noch keine umfassenden Programme im Hinblick auf eine auf die Kreislaufwirtschaft ausgerichtete Politik gibt“.
Weitere Informationen …
Die Präsentationen der vier Vortragenden stehen hier zum Download zur Verfügung.
VABÖ-Blatt 01/2018: Abfallvermeidungsprogramm der Stadt Graz
VABÖ-Blatt 03/2017: UN-Nachhaltigkeitsziele
VABÖ-Blatt 03/2015: Cradle 2 Cradle
Re-Use im VABÖ-Blatt 01/2014 und VABÖ-Blatt 02/2014