Einwegglas © Sabine Seidl, DIE UWELTBERATUNG

Umweltfreundlichkeit im Faktencheck:
Milch ins Einweg- oder ins Mehrwegglas?

Glas hat einige hochwertige Verpackungseigenschaften, unter anderem schützt es den Inhalt gut und ist für eine Mehrfachverwendung geeignet. Die Ökobilanz ist bei regionalen Mehrwegsystemen besonders gut. Einwegglas schneidet in Ökobilanzen deutlich schlechter ab, auch schlechter als viele andere Einwegverpackungen. Aber anders als vor wenigen Jahrzehnten noch üblich, werden Milchprodukte heute in Österreich selten in Mehrwegpfandflaschen abgefüllt. DIE UMWELTBERATUNG hat den Faktencheck gemacht. (Quelle: DIE UMWELTBERATUNG)

Neu in der Glasflasche gibt es die Berghof Bergbauern Milch von Schärdinger, die Bio-Vollmilch von Ja! natürlich, die Bergbauern Bio-Vollmilch von Spar Natur*pur, die Bergbauernmilch von Tirol Milch und die Bergbauern Bio-Almmilch von Zurück zum Ursprung und einige Joghurts. Abgefüllt werden die Produkte alle von der Bergland-Milch Tochter Tirol Milch in Wörgl. DIE UMWELTBERATUNG hat die Argumente von Ja! natürlich und Tirol Milch für das Wegwerf- und gegen das Mehrwegsystem dem Faktencheck unterzogen.

Argument Transportwege: Während eine Mehrwegflasche einmal vom Glaswerk zum Abfüller transportiert wird und dann den Weg Abfüller – Handel – KonsumentInnen mehrmals vor und zurück durchläuft, kommt die Einwegglasflasche jedes Mal neu vom Glaswerk zum Abfüller, wird von den KonsumentInnen (hoffentlich) in den Glascontainer geworfen, über die Umladestation zum Glaswerk gebracht, wo sie eingeschmolzen wird und von wo wieder neu produzierte Einwegglasflaschen an den Abfüller geliefert werden. Einwegflaschen legen zwar einen Teil des Weges in Scherbenform zurück, wo sie weniger Platz einnehmen als ganze Flaschen, dafür machen sie den Umweg übers oft weit entfernten Glaswerk.

Argument Hygiene: Wenn Milch aus hygienischen Gründen nicht in Mehrwegflaschen abgefüllt werden könnte, gäbe es auch keine Milch in Mehrwegflaschen in kleineren Geschäften, z.B. Bioläden. Selbst in den größeren Supermärkten werden manche Joghurts in Mehrweggläsern angeboten. In Deutschland füllen auch größere Molkereibetriebe seit Jahrzehnten problemlos in Mehrweggebinden ab. Eine rasche Abholung des Leerguts sollte ebenfalls kein Problem sein, da auch Frischwaren täglich angeliefert werden.

Argument Reinigungsaufwand und Ökobilanz: In allen veröffentlichten Ökobilanzen, in denen Einwegglasflaschen mit Mehrwegglasflaschen verglichen wurden, ist das Ergebnis eindeutig: Mehrwegglas ist in Summe klar umweltfreundlicher. Der Reinigungsaufwand bei Mehrwegglas, der Recyclinganteil bei Einwegglas, sowie alle Transportwege sind dabei ebenfalls berücksichtigt. Übrigens wird auch Altglas vor der Verwertung gereinigt, sortiert und zermahlen.

Argument Glasrecycling: Dass Glas recycelt wird und nicht im Restmüll landet, ist zwar wichtig, aber nicht die beste Lösung. Denn der hohe Energieaufwand in der Glasproduktion ist ein entscheidender Faktor in der Ökobilanz. Außerdem werden dabei auch immer neue Rohstoffe beigemischt. In Österreich ist das Verhältnis etwa 2/3 Altglas zu 1/3 Primärrohstoffen. Bei Weißglas, wie den neuen Milchflaschen, ist der Recyclinganteil tendenziell etwas niedriger. Recycling von Glas ist also sinnvoll, aber noch sinnvoller ist es, das Glas vor dem Recycling mehrmals wiederzubefüllen.

Argument Produktsicherheit: Sowohl Mehrweg- als auch Einwegflaschen müssen sorgfältig geprüft werden. Die Gefahr für Schäden ist bei beiden Verpackungsarten gering. Wäre eine Mehrwegglasflasche eine echte Gefahrenquelle, etwa wegen möglicher Glassplitter, hätte sie sich wohl nicht als Verpackung für Bier, Mineralwasser etc. seit Jahrzehnten bewährt.

Argument Gewicht: DIE UMWELTBERATUNG hat selbst nachgewogen und festgestellt: „Im befüllten Zustand sind die Gewichtsunterschiede im Bereich von ±1 % und damit ohne Waage gar nicht spürbar. Und es gibt Mehrwegglasflaschen für Milch, die sogar um 20 g leichter sind als die neu eingeführten Einwegglasflaschen.“ Bei den Joghurts fällt die Gewichtsbilanz sogar deutlich zugunsten der Mehrweggläser aus.

DIE UMWELTBERATUNG empfiehlt den KonsumentInnen, keine Milch in Einweg-Glasflaschen zu kaufen und vom Handel Mehrwegsysteme zu fordern.

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Milch im Glas – der Faktencheck

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