Plastikflut mit ungewissen Folgen:
Mikroplastik in Leitungswasser nachgewiesen
Wenn Mikroplastik überall auf der Erde in Gewässern und mittlerweile sogar in Tafelsalz zu finden ist sowie von Meeresfischen gefressen wird, die auf unseren Tellern landen, kommt es dann auch im Leitungswasser vor? Eine Untersuchung ergab, dass im Durchschnitt 83 % der Leitungswasserproben aus mehreren Ländern aller Kontinente mit Mikroplastik verunreinigt sind. Wasser in Flaschen ist allerdings nicht die Lösung, sondern Teil des Problems. (Quelle: Orb Media, The Guardian)
In Europa wurden Proben in Städten in Großbritannien, Deutschland und Frankreich genommen: In 72,2 % davon wurde Mikroplastik gefunden, durchschnittlich 1,9 Teile pro 500 ml. Die USA haben die höchste Kontaminationsrate mit durchschnittlich 4,8 Mikroplastikteilchen in gut 94 % der Proben. Im Libanon waren knapp 94 % kontaminiert, obwohl das Wasser in Beirut aus natürlichen Quellen kommt, und zwar mit durchschnittlich 4,5 Teilchen pro 500 ml, und in Indien enthielten gut 82 % der Proben im Durchschnitt vier Mikroplastikteilchen.
Aber ist noch nicht alles: Eine der beteiligten WissenschaftlerInnen erklärt gegenüber dem Guardian, dass auch viel kleinere Nanoplastikpartikel im Leitungswasser enthalten sein können, die man aber nicht messen kann. In dieser Größe können die Plastikteilchen sogar in Zellen hineinkommen, das heißt, auch in unsere Organe, was besorgniserregend ist. Plastikpartikel ziehen Bakterien an, was in der Abwasseraufbereitung bemerkbar wird. Untersuchungen an Wildtieren haben außerdem gezeigt, dass Mikroplastik giftige Chemikalien enthält, aber auch absorbiert, die dann an den Tiere nachzuweisen sind. Insbesondere im Verdauungstrakt werden diese Chemikalien schnell freigegeben. Durchschnittlich ein Drittel aller in Großbritannien gefangener Fische tragen Mikroplastik in sich.
In Deutschland haben Studien gezeigt, dass Plastikfasern und –teilchen in allen 24 getesteten Biermarken zu finden sind, ebenso in Honig und Zucker. In Paris enthält selbst die Luft Mikroplastik, wie ForscherInnen im Jahr 2015 feststellten, und das nicht nur im Freien, auch Wohnungen sind betroffen. Aber weiterhin gibt es keine bekannten Studien dazu, wie sich Plastik auf unsere Gesundheit auswirkt.
Die Quellen der Plastikteilchenverschmutzung sind schwer nachzuweisen. Eine Vermutung der Forschenden ist, dass die Fasern aus der Kleidung – beim Tragen und Reinigen – und von Teppichen in die Umwelt gelangen: bei jedem Waschgang etwa 700.000 Fasern.
Die Standardfiltersysteme für Leitungswasser halten Teilchen unter 10 Mikrometer nicht auf. Aber auch in einigen Flaschen von abgefüllten Wasser wurden Mikroplastikteilchen gefunden. 300 Millionen Tonnen Plastik werden jährlich produziert, wovon nur 20 % recycelt oder anderweitig bearbeitet werden, der große Rest verschmutzt die Luft, den Boden, die Meere und Gewässer.
Weitere Informationen …
Investigativer Bericht von Orb: Invisibles – The plastic inside us (Englisch)
Artikel von The Guardian: Plastic fibres found in tap water around the world, study reveals (Englisch)
enorm: Forscher warnen: Mikroplastik in Meersalz nachgewiesen