Trend zu mehr Umweltbewusstsein?
Mehrweg macht sich am Markt bemerkbar
Die intensive Kooperation der letzten Jahre zwischen Industrie, Handel, Interessenvertretern und Politik trägt Früchte. Die Entscheidung der KonsumentInnen, Mehrweg-Verpackungen zu kaufen, ist das Resultat vieler Faktoren; Potenzial ist jedenfalls vorhanden: 84 Prozent der ÖsterreicherInnen haben an Mehrweg Interesse. (Quellen: AGENDA; Pladerer)
Das berichtet die bundesweite Initiative „Am Mehrweg“, in deren Rahmen Politik, Hersteller und Handel gemeinsam Strategien erarbeiten, VerbraucherInnen für mehr Mehrweg zu erwärmen – unter anderem mit Sachpreisen für die besten Sprüche zum Thema oder der Auszeichnung des „Mehrweg-Hero“.
Den Effekt der Sensibilisierung verstärken neue, attraktive Produkte, die den Mehrweg-Markt beleben. Als eines der größten Hemmnisse für mehr Glas am Markt gilt immer wieder das Gewichts-Problem, und das ist beispielsweise bei Vöslauer auf besonders formschöne Art gelöst worden:
Bei der 2014 eingeführten Ein-Liter-Glas-Mehrweg-Flasche konnte das Gewicht um 10 Prozent gedrückt werden, und die Split-Kiste für acht Flaschen ist etwa 40 Prozent leichter als übliche Mineralwasser-Kisten; da sie in der Mitte teilbar ist, kann die Tragelast gleichmäßig auf zwei Hände verteilt werden. Heute ist Vöslauers Ein-Liter- Mehrweg-Flasche wertmäßig Marktführer bei Glas-Gebinden und hat im gesamten Pfandsegment aktuell einen Anteil von über 14 Prozent. Wie sehr das neue Produkt eine Neuorientierung der Kunden mit sich bringen kann, davon zeugt die Absatzsteigerung der Flasche innerhalb eines Jahres: Um 25 Prozent von Oktober 2015 bis Oktober 2016.
Dieses Ergebnis stellt klar: Wenn es ein attraktives Angebot an Mehrweg-Getränken im Lebensmittelhandel gibt, werden diese auch gekauft!
Doch es gibt auch Kritik: Christian Pladerer vom Österreichischen Ökologie Institut: „Bei der Quote konnte zwar eine Talfahrt aufgrund von Gastronomie, Bier und teilweise Mineral im Lebensmittelhandel gebremst und somit eine Stabilisierung des Anteils von Mehrwegglasflaschen erreicht werden, allerdings kann noch von keinem ‚Gros der Getränkeverpackungen‘ gesprochen werden. Auch hat sich noch kein klarer Trend abgezeichnet, denn noch ist, zwar erfreulicherweise, aber trotzdem nur eine leichte Steigerung der Mehrweg-Benutzung sichtbar. Ich erwarte mir von der Nachhaltigkeitsagenda der österreichischen Getränkewirtschaft mehr, wie beispielsweise eine neue Zielsetzung: Steigerung der Mehrwegquote bis 2020 auf 20% und bis 2030 auf 30%.“
Auch Bernhard Wohner (global 2000) kritisiert, dass die Initiative der Wirtschaft die Talfahrt der Mehrweggebinde nicht verhindern konnte, sondern es sei per Saldo lediglich der Anteil der Mehrweg-Glasflaschen nunmehr auf niedrigem Niveau endlich stabilisiert worden. Die Arbeitsgemeinschaft der Nachhaltigkeitsagenda sei offenbar auch noch stolz auf diese Leistung, die mit Nachhaltigkeit nichts zu tun habe. Wohner: „84 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher wollen Getränke in Mehrwegverpackungen kaufen, also sollte ihnen von der Getränkeindustrie auch die Möglichkeit dazu gegeben werden.“
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