Zukunftsworkshop in Wien:
Die Zukunft der kommunalen Umwelt- und Abfallberatung

Welche Rolle sollen die Umwelt- und Abfallberater:innen der österreichischen Gemeinden und Abfallwirtschaftsverbände künftig bei der Reduzierung des materiellen Konsums spielen?  Wie kann Abfallvermeidung attraktiver gemacht werden? Wie können Österreichs Abfallberge verkleinert werden? Was vereint die Abfallberater:innen aller Bundesländer? Diese und andere Fragen wurden beim ersten „Zukunftsworkshop kommunale Umwelt- und Abfallberatung“ in Wien gemeinsam erörtert und diskutiert.

50 vom VABÖ-Vorstand ausgewählte Abfallberater:innen und Stakeholder aus ganz Österreich folgen der Einladung von Re-Use Austria (vormals RepaNet), dem Verband Abfallberatung Österreich (VABÖ) und des Klimaministeriums (BMK) und fanden sich im September im Ministeriumsgebäude zum Zukunftsworkshop ein, der von einführenden Vorträgen von Matthias Neitsch (GF VABÖ und Re-Use Austria) und DI Andreas Tschulik (Abteilungsleiter V/7 des BMK) ergänzt wurde. Der Workshop-Tag stand im Zeichen des Austausches, der Reflexion über Erfolge und Barrieren sowie des Erarbeitens von Lösungsvorschlägen im Bereich nachhaltiger Konsum, Abfallmanagement und Abfallreduktion.

Erreichung der Klimaziele bedeutet Konsumreduktion

Immerhin sieht die österreichische Kreislaufwirtschaftsstrategie ambitionierte Ziele für die dringend nötige Reduktion der Stoffströme vor – das beinhaltet auch die Reduzierung des privaten Konsums an materiellen Gütern um 10% bis 2030, und eine Reduzierung des gesamten Materialfußabdruckes um 80% bis 2050. Anders sind die überlebensnotwendigen Klimaziele nicht zu erreichen. Es ist also dringend geboten, neben der Schaffung der notwendigen rechtlichen, fiskalischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen durch die Politik auch die Bevölkerung entsprechend zu motivieren – ein klassisches Aufgabenfeld der kommunalen Umwelt- und Abfallberatung seit den 80er-Jahren. Bei dem Workshop wurden in Arbeitsgruppen Erfahrungen, Expertenwissen und Empfehlungen gesammelt. Die Ergebnisse werden nun in einer Dokumentation samt Empfehlungskatalog zusammengefasst und dem BMK übergeben.

Gemeinsam statt einsam

Im Fokus des Zukunftsworkshops standen die Fragen: Wie kann Österreich in Sachen Abfallvermeidung möglichst rasch Fortschritte verzeichnen? „Mehr gemeinsam statt einsam“ – lautete hier das Fazit der lokal verankerten Expert:innen. „Österreichweit gültige Regelungen, gemeinsame Projekte und Kampagnen anstatt eines Fleckerlteppichs an Verordnungen, die in jedem Bundesland anders ausfallen.“ Auch in Sachen Öffentlichkeitsarbeit und Informationskampagnen lautete der Wunsch: „Kräfte bündeln und gemeinsam auftreten“.

Messbarer Erfolg

Derzeit sind über 350 Abfallberater:innen in ganz Österreich aktiv. Matthias Neitsch fasste die wertvolle Arbeit so zusammen: „Innerhalb der letzten 15 Jahre ist dank der Abfallberater:innen die Verwertungsquote auf bis zu 70% in manchen Regionen gestiegen. Sie erreichen die Menschen unmittelbar und auf Augenhöhe und haben so eine ganz zentrale Rolle in der Abfallreduktion.“ Auch die Berater:innen selbst sehen ihre Rolle darin, Menschen abzuholen, zu informieren und vor allem zu bewegen: „Motivation zum Mitmachen“ sehen sie als gemeinsame Aufgabe neben Bewusstseinsbildung und Wissensvermittlung rund um Vermeidung, richtiger Trennung und Verwertung von Abfall.

Mit Herz, Hirn und Hand

Um das zu erreichen, setzen Abfallberater:innen auf alle Kanäle der Kommunikation: von Aufklärung in Schulen und Kindergärten über Schulungen von Gemeindemitarbeiter:innen, gemeinsamen Aktionen wie Flurreinigung bis zu Informationskampagnen via Social Media. Hier sei noch viel Luft nach oben, so die Anwesenden: mehr gemeinsame, österreichweite Aktionen soll es geben, ein einheitlicheres Auftreten nach Außen, ein gesetzlich verankertes Berufsbild, vielleicht sogar eine zeitgemäßere Berufsbezeichnung, so die Workshopteilnehmer:innen. Ebenso ein Wunsch ist, mehr Menschen für die Arbeit in der Abfallberatung zu gewinnen.

„Es ist ein sinnstiftender Beruf“, so eine Teilnehmerin, „eine Arbeit mit Herz, Hirn und Hand. Wir packen mit an, holen Menschen ab und bringen sie vom Wissen ins Tun“. Einig sind sich alle 50 Teilnehmer:innen auch bei der Dringlichkeit: „Die Zeit der Veränderung und Verbesserung ist jetzt. Klimaschutz und Umwelt stehen so stark im Fokus wie noch nie. Das müssen wir nützen – die Politik, die Gemeinden, wir als Abfallberater:innen.“ Ideen und Vorschläge die Zukunft der Abfallberatung betreffend gab es viele. Diese vereint die Dokumentation samt Empfehlungskatalog, mit dem politische Entscheidungsträger:innen aus Gemeinden, Länder und Bund kontaktiert werden.

Re-Use Austria, VABÖ und das BMK bedanken sich bei allen Workshopteilnehmer:innen für ihr Kommen und ihre rege Beteiligung. Wer nicht dabei sein konnte oder etwas nachlesen möchte, findet unter diesem Link die Unterlagen der Vorträge von Matthias Neitsch und DI Andreas Tschulik.

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