Foto: © Ola Noureldin/Egypt Independent

Geld für Schrott in Ägypten:
Staatliche Kiosks kaufen Recyclingstoffe von Haushalten

Im Rahmen eines Pilotprojekts kaufen vom Staat betriebene Kiosks in Kairo recycelbare Materialien von Privatpersonen, um dem Abfallproblem der Stadt entgegenzuwirken. Laut den Daten der Weltbank werden in Kairo jeden Tag mehr als 15.000 Tonnen Restmüll produziert, wovon nur 60 Prozent behandelt werden, die restlichen 40 Prozent bleiben auf den Straßen liegen. (Quelle: Egypt Independent)

Um die Straßen sauber zu halten und das Abfallaufkommen in Kairo zu verringern, haben staatliche Kiosks im Bezirk Heliopolis im März angefangen, den Einwohnern recycelbare Abfälle wie Dosen, Glas, Plastik, Papier und Karton abzukaufen.

Der Gouverneur von Kairo meint, die Initiative ermutige die Menschen dazu, ihre Abfälle zuhause zu trennen und selbst zu bewerten, welche davon sie für die Wiederverwertung zum Kiosk bringen können. Zu Beginn der Aktion kamen durchschnittlich 200 Leute pro Tag zu den Kiosks, die Behörden rechnen mit bis zu 500 pro Tag über die folgenden Monate.

Die beiden Parlamentsabgeordneten, die die Initiative anführen, Nadia Henery und Sherine Farrag, werden die Resultate über die kommenden Monate evaluieren. Ihr Ziel ist es, die Menschen für Recycling zu motivieren und ihnen die Möglichkeit zu geben, für die Sauberkeit ihres Landes Verantwortung zu übernehmen, sagt Nadia Henery. Wenn das Pilotprojekt erfolgreich ist, möchten sie in ganz Kairo solche Kiosks aufstellen.

Die Kiosks kaufen die getrennt gesammelten Materialien zu fixen Preisen an, die vor den Kiosks auf Schildern angezeigt werden. Auch wenn die Preise nicht besonders hoch seien, könnten viele Haushalte das zusätzliche Einkommen gut gebrauchen, meint Kiosk-Inhaber Ibrahim.

So sieht etwa Mayar Mohamed, die gemeinsam mit ihren Kindern Plastik und Dosen rund um ihr Haus sammelt, die Initiative als gute Möglichkeit, etwas dazu zu verdienen, nachdem die Inflation in Ägypten seit November über 30 Prozent gestiegen ist. Die Behörden hoffen zwar, dass die Menschen in Zukunft auch ohne finanzielle Anreize weiter recyceln werden, aber Ibrahim glaubt, dass das Geld der hauptsächliche Antrieb für Mülltrennen und Re-Use bleiben wird. Es gab in der Vergangenheit bereits mehrere Versuche, die Bevölkerung zum Mülltrennen zu motivieren, aber alle blieben ohne Erfolg.

Die Frage des Independent, ob mit dem neuen Projekt die Zabbaleen aus dem Geschäft verdrängt werden, verneint Ibrahim. Im Zabbaleen-Viertel lebt eine ganze Gemeinschaft von etwa 6.000 Personen vom Abfallsammeln, Recyceln, Sortieren und Verkaufen von Altstoffen. Ibrahim meint, wenn die Zabbaleen mit den Kiosks zusammenarbeiten, werde das Projekt noch erfolgreicher sein.

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