Viele Wege zum selben Ziel:
Ausbildungen für die Abfallberatung
Was sollen AbfallberaterInnen in ihrer Ausbildung lernen? Studierende der Universität für Bodenkultur (BOKU) in Wien haben mit Unterstützung des VABÖ das Angebot zu abfallberatungsrelevanten Inhalten im österreichischen Ausbildungssystem erhoben. Sie haben sich dafür im sekundären und tertiären Bildungsbereich sowie in der Erwachsenenbildung umgesehen und 87 Ausbildungsmöglichkeiten gefunden.
1984 „erfand“ die Grazer Umwelt-NGO „ARGE Müllvermeidung“ den Beruf der kommunalen Umwelt- und Abfallberatung und entwickelte mit AMS-Förderung dafür eine eigene, damals 6-monatige Ausbildung. Von 1986 bis in die frühen 2000er-Jahre gab es diese Ausbildung, die sich aufgrund schwindender Fördergelder und zahlreicher meist nicht so umfassender und oft nur temporärer Konkurrenzprodukte mehr und mehr wandelte und verkürzte und schließlich ganz eingestellt werden musste. Eine einheitliche Ausbildung gibt es daher derzeit nicht, ebenso wenig klare offizielle Vorgaben für die Qualifizierung von kommunalen Umwelt- und AbfallberaterInnen oder ein offizielles Berufsbild.
Heute bieten Universitäten, Fachhochschulen, berufsbildende höhere Schulen und der Erwachsenenbildungsbereich abfallberatungsrelevante Inhalte an, keine davon erfüllt jedoch zur Gänze alle Anforderungen, die für die Abfallberatung nötig sind, für viele sehr spezifische, aber wichtige Inhalte gibt es überhaupt kein Ausbildungsangebot. Der VABÖ und die ARGE der österreichischen Abfallwirtschaftsverbände arbeiten gemeinsam mit der Verpackungskoordinierungsstelle aktuell daran, diese Lücke zu schließen.
Dazu wurde zunächst von den BOKU-Studierenden der Ist-Zustand erhoben. Mit Hilfe von rund 90 ausgefüllten Fragebögen, stellten sie fest, dass die AbfallberaterInnen vor allem mehr zu Kommunikation und Nachhaltigem Konsum lernen möchten. Anhand von diesen und weiteren Informationen aus der Erhebung ermittelten sie gemeinsam mit VABÖ-Geschäftsführer Matthias Neitsch rund zwanzig relevante Stichwörter – darunter Recycling, Umweltpädagogik, Abfallvermeidung und weitere – mit denen sie in bestehenden Bildungsangeboten nach geeigneten Inhalten suchten.
Den Überblick, den die Studierenden mit ihrer Untersuchung geschaffen haben, soll als Basis für ein einheitliches modulares Qualifizierungskonzept für AbfallberaterInnen dienen. Sie haben dazu einen Entwurf des VABÖ adaptiert und weiterentwickelt. Von den 87 Ausbildungsmöglichkeiten, die für die Abfallberatung interessant sind, sind fünf besonders vielversprechend: Drei Angebote gibt es im Erwachsenenbildungsbereich, nämlich den „Ausbildungskurs zur Verantwortlichen Person gem. §26” vom ÖWAV, die „Ausbildung zum Recyclinghofmitarbeiter“ und den „Lehrgang zum Abfallberater“ vom WIFI, weiters das Fachhochschulstudium „Energie- und Umweltmanagement“ und als fünftes die Fachrichtung „Umwelt- und Ressourcenmanagement“ an einer berufsbildenden höheren Schule. Jedoch kann keine dieser Ausbildungen alleine alle Anforderungen abdecken. Für Nachschulungen eignen sich Angebote aus der Erwachsenenbildung, wobei diese je nach Bundesland variieren können.
Diese Informationen und die Erfahrungen der Studierenden sind für den VABÖ eine gute Basis, um weiter an einem einheitlichen, bundesweiten Qualifizierungskonzept für die Abfallberatung zu arbeiten.
Uns interessiert auch Ihre Meinung: Falls Sie Abfall- oder UmweltberaterIn sind oder eine andere berufliche Tätigkeit in der kommunalen Abfallwirtschaft ausüben, schreiben Sie uns bitte von Ihren Erfahrungen! (Beispiele: Wie haben Sie das notwendige Wissen für Ihren Beruf erworben? Was sollte eine Ausbildung für die Abfallberatung bieten? Welche Weiterbildungen wünschen Sie sich, womit haben Sie gute Erfahrungen gemacht? Was geben Sie den zukünftigen AbfallberaterInnen mit auf den Weg?)
Weitere Infos …
Den zusammenfassenden Bericht zum Download gibt es hier…