Ein blinder Punkt einer ansonsten ambitionierten Strategie:
In der EU-Textilstrategie fehlen Menschenrechte
Die neu veröffentlichte EU-Textilstrategie will Fast Fashion bis 2030 einen wirksamen Riegel vorschieben. Doch Arbeits- und Menschenrechtsaspekte fehlen darin. (Quelle: orf.at)
Ausgehend vom Europäischen Green Deal präsentierte die EU-Kommission am 30. März ihre „New proposals to make sustainable products the norm and boost Europe’s resource independence“. Teil davon ist die neue Strategie für nachhaltige und zirkuläre Textilien. Die Kommission will damit gegen Fast Fashion, Textilabfälle, Greenwashing und die Vernichtung unverkaufter Textilien vorgehen, bis 2030 soll das Fast Fashion Modell schrittweise verschwinden. Moderiesen wie H&M rüsten sich bereits seit Jahren angesichts der kommenden Anpassungen. So weit – so gut. Ist doch eine politische Kampfansage gegen Fast Fashion längst überfällig. Doch ist wirklich alles rosig?
Der blinde Fleck: Menschrechte
Menschenrechten würde in der Richtlinie keine Beachtung geschenkt werden, kritisiert Gertrude Klaffenböck, Agrarökonomin und Initiatorin der österreichischen Clean-Clothes-Kampagne, im Gespräch mit ORF.at. „Es wird zwar immer wieder von sozialen Aspekten gesprochen, aber es gibt kaum einen Verweis zu den menschenrechtlichen Grundnormen, die einzuhalten sind, geschweige denn von Arbeitsrechten“, so Klaffenböck. „Deswegen gehen wir als Organisation auch davon ab, die Richtlinie als wirklich nachhaltig zu bezeichnen, weil diese Säule einfach fehlt.“
Ein großes Manko, das der ansonsten sehr ambitionierten Strategie einen schalen Beigeschmack gibt. Bezieht sich Nachhaltigkeit neben ökologischen Aspekten doch auch auf den sozialen Bereich, und in der Textilindustrie gibt es hier sehr große Defizite. Eine wirklich nachhaltige Textilindustrie kann es also nur dann geben, wenn auch dieser Bereich ausführlich Beachtung findet. Teil der Textilstrategie ist übrigens auch die Einführung einer erweiterten Herstellerverantwortung (EPR). Was dies zu bedeuten hat, lesen Sie hier in den RepaNews.
Mehr Infos …
orf.at: Neue EU-Strategie: Der Anfang vom Ende für „Fast Fashion“
VABÖ-Blatt 2/2020: Fast Fashion, Textilsammlung und -verwertung
RepaNews: Vielversprechende Ökodesign-Verordnung und Textilstrategie werden konkretisiert
RepaNews: RREUSE ergänzt Roadmap zur EU-Textilstrategie um drei Prioritäten
RepaNews: Künftige EU-Textilstrategie muss primär Re-Use und Sozialwirtschaft fördern