Fotograf: Gerhard Berger, aufgenommen im Recyclingzentrum Ahrental Ausschnitt von VABÖ gemacht

APA Science Dossier:
Abfallvermeidung und Recycling für die Circular Economy

Erstens vermeiden, zweitens verwerten und erst drittens vernichten lautet die Devise in der Abfallwirtschaft. Die EU hat dazu ein Abfallpaket verabschiedet, in dem Kreislaufwirtschaft, Abfallvermeidung und Recyclingquoten zentrale Rollen spielen. Auch die Schlagwörter „Urban Mining“, „Re-Use“ und andere innovative Konzepte kommen vor. (Quelle: APA Science)

In Österreich fielen 2015 knapp 60 Millionen Tonnen Abfall an. Seit 2009 ist das Abfallaufkommen damit um 10,4 % gestiegen, was vor allem auf das Bauwesen zurückgeht: Das Volumen an Aushubmaterialien ist, u.a. wegen den Großbaustellen Semmering- und Brenner-Basistunnel, um 40 % auf knapp 33 Millionen Tonnen gestiegen; das ist mehr als die Hälfte des gesamten Abfallaufkommens Österreichs von 2015. Vergleichsweise gering ist der Anstieg bei den Siedlungsabfällen, nämlich 7 %. Von den gesammelten Abfällen wurden 47 Prozent stofflich verwertet, sieben Prozent thermisch behandelt bzw. verwertet, 43 Prozent deponiert und drei Prozent in sonstiger Art aufbereitet. Von den Abfällen ohne Aushubmaterialien wurden 65 % recycelt und nur 9 % deponiert. Im Entwurf des neuen Bundesabfallwirtschaftsplan von 2017 wird insbesondere auf weniger Lebensmittelabfälle, Re-Use und die Gewinnung von Phosphor für Düngermittel aus Klärschlamm gesetzt.

Die österreichische Abfallwirtschaft ist Spitzenreiterin in Europa, was die Umsetzung der europäischen Abfallrichtlinien betrifft, etwa die Entsorgungsautarkie, so Christian Holzer, Leiter der Sektion Abfallwirtschaft, Chemiepolitik und Umwelttechnologie im Umweltministerium gegenüber APA-Science. Im Spitzenfeld sei sie auch in der Erfüllung der Abfallhierarchie in der Reihenfolge: Vermeidung, Vorbereitung für Re-Use, Recycling, andere Arten der Verwertung und erst zuletzt die Entsorgung. Seit dem letzten Bundesabfallwirtschaftsplan von 2011 haben sich vor allem das Recycling und die qualitativ höhere Behandlung der Abfälle positiv entwickelt. Bei Metallen ist die Recycling- und Verwertungsrate von 62 % 2011 auf rund 87 % 2013 gestiegen, was laut Holzer vermutlich auf den bessere Sortiertechnologien zurückzuführen ist.

Laut einem Bericht zum abfallwirtschaftlichen Erfolg der Mitgliedsstaaten der EU von 2012 erfüllen Österreich und die Niederlande den höchsten Standard in der europäischen Abfallwirtschaft. Beide erreichen 39 von 42 möglichen Punkten im Kriterienkatalog. 0 Punkte erhält Österreich für das erste Kriterium in der Liste: das Wirtschaftswachstum von der Abfallproduktion loszulösen. Konkret heißt das, dass der Siedlungsabfall pro Kopf in Österreich deutlich über dem EU-Durchschnitt von 474 kg pro Jahr liegt, nämlich bei 566 kg. Im Gegensatz zu anderen Ländern mit weniger Siedlungsabfällen pro Kopf wird in Österreich aber kein Siedlungsabfall unbehandelt deponiert. Bis 2030 soll die Menge von deponierten Siedlungsabfällen EU-weit nur noch maximal 10 % betragen. Bis 2030 sollen außerdem 70 % der Abfälle der ganzen EU recycelt werden, bisher sind es 44 %. Punkten konnte Österreich im Bericht der EU-Kommission u.a. mit dem Deponierungsverbot für biologisch abbaubare Abfälle, mit den hohen Verwertungsquoten der kommunalen Abfälle und mit seinem Abfallvermeidungsprogramm.

Die Grundlagen der EU-Abfallrichtlinie wurden im österreichischen Abfallwirtschaftsgesetz angewendet. Das sind aber nur Mindestanforderungen, so geht die im Oktober 2016 in Kraft getretene  Recycling-Baustoffverordnung über die EU-Verordnung hinaus. Manche der EU-Verordnungen sind direkt anzuwenden, etwa die Abfallverbringungsverordnung, die die den grenzüberschreitenden Abfalltransport in der EU regelt.

Das Abfallpaket spielt eine wichtige Rolle für das Circular-Economy-Paket der EU-Kommission. Abgesehen von der enormen Lebensmittelverschwendung in der EU, diese soll bis 2030 um 50 % reduziert werden, hat das Recycling darin Vorrang. In Österreich gibt es beispielsweise Verbesserungspotential bei den Batterien, derzeit werden nur 50 % getrennt gesammelt, so Roland Pomberger vom Institut für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft der Montanuniversität Leoben. Um die künftig höheren EU-Quoten zu erfüllen, müssen die Recyclingtechnologien weiterentwickelt werden, aktuell gehören zu diesen vor allem sensorgestützte. An der Montanuniversität arbeitet seit April 2017 das Projekt „ReWaste 4.0“ an der besseren Verwertung von Restmüll.

Weitere interessante Themen im APA-Artikel sind das Arbeitsplätzepotential der Circular Economy, „Design for Re-Use“, das Abfallvermeidungsprogramm im Entwurf des Bundesabfallwirtschaftsplan 2017 und die Wirtschaftlichkeit von Recycling.

Mehr Informationen …

APA Science Dossier: Vom Müllberg zum Kreislauf

Abfallpaket der EU (Englisch)

Bundesabfallwirtschaftsplan 2017

APA Science Dossier: Repair, Re-Use und Shareconomy

Presseinformation: Screening Report Waste Management Performance of European Member States (Englisch)

EU-Abfallrichtlinie

Österreichisches Abfallwirtschaftsgesetz

Recycling-Baustoffverordnung

Recycling-Baustoffverordnung: Re-Use bei Gebäudeabbruch nun Pflicht!

Bessere Verwertung von Restmüll: ReWaste 4.0