© Rainer Sturm, www.pixelio.de

Großvolumiges Recycling durch Öko-Design:
Europa verbrennt tonnenweise Ressourcen

30 Millionen Matratzen, 15 Millionen Tonnen Textilien, 1,6 Millionen Tonnen Teppiche und 10 Millionen Tonnen wiederverwendbare Möbelstücke landen jedes Jahr auf europäischen Deponien oder in Müllverbrennungsanlagen. Mit Öko-Design-Konzepten könnten Milliarden Euro und Millionen Tonnen an Treibhausgasen eingespart werden. (Quelle: Euractive)

Ward Mosmuller, zuständig für EU-Angelegenheiten bei DSM, einem niederländischen Unternehmen aus dem Bereich Gesundheit, Ernährung und Rohstoffe, schreibt in seinem Kommentar auf Euractive, dass die aktuelle Linie der EU in Bezug auf Abfall (VABÖ hat berichtet) bereits in die richtige Richtung geht, aber im Widerspruch dazu steht die Förderung von Produktionsprozessen, die überhaupt erst dazu führen, dass diese Produkte ohne Recycling entsorgt werden müssen. Die EU setze zu spät an, wenn sie nur das Ende des Produktlebens ins Visier nimmt, und auch die aktuelle Öko-Design-Richtlinie konzentriert sich nur auf Energieeffizienz von Elektrogeräten. Die Öko-Design-Vorgaben sollten auf weitere Produktkategorien ausgeweitet und für sie angepasst werden, fordert das Umwelt-Komitee des EU-Parlaments. Auch der Europäische Rat hat die Kommission aufgefordert, jene Produktkategorien zu identifizieren, die das höchste Kreislaufwirtschaftspotential haben.

Komplexe Zusammensetzungen verhindern Recycling

In einer gemeinsamen Studie von der Ellen MacArthur Foundation und McKinsey kam heraus, dass die Kreislaufwirtschaft bis 2030 die Ressourceneffizienz in Europa um 3 % steigern könnte und dabei 600 Milliarden Euro einsparen würde. Das European Environmental Bureau (EEB) schätzt außerdem, dass allein durch die Reduzierung von entsorgten Möbeln 157.000 Arbeitsplätze geschaffen werden können. Außerdem wird Vermeidung von Millionen Tonnen Abfall auf Deponien und in Verbrennungsanlagen auch die Emissionen stark reduzieren. Friends of the Earth geht konkret von einem Potential von 148 Tonnen Treibhausgasen aus, die mit optimiertem Recycling eingespart werden könnten. Das entspricht dem Jahresverbrauch von 47 Millionen PKWs.

Dass aber in Europa jedes Jahr 97 % der synthetischen Teppichböden und dabei ein Materialwert von 3-4 Milliarden Euro deponiert oder verbrannt werden, liegt daran, dass so gut wie alle herkömmlichen Teppichböden aus komplexen Materialmischungen bestehen, die mit Latex zusammengekleistert sind. Wegen der enthaltenen Giftstoffe können sie nicht vollständig recycelt werden. Außerdem ist es entweder nicht möglich, zu schwierig oder zu teuer, die verschiedenen Materialien aus dem Mix herauszulösen. Deshalb verwenden einige Unternehmen, darunter Mosmullers Arbeitgeber DSM, bereits Öko-Design-Konzepte für Alltagsprodukte, um sie vollständig recycelbar zu machen, das heißt beispielsweise, dass aus einem alten Produkt das gleiche neue Produkt wird, wie zum Beispiel ein neuer Teppichboden aus einem alten. Damit das funktioniert, muss die Komplexität des Produkts radikal reduziert werden: Die Anzahl der verwendeten Materialien wird stark beschränkt, diese dürfen nicht gesundheitsschädlich und müssen zur Gänze recyclingfähig sein.

Die Öko-Design-Revolution kommt

Die unvermeidliche Öko-Design-Revolution wird laut Mosmuller dramatische Auswirkungen haben: Ganze Sektoren werden dazu gezwungen sein, die gängigen Prozesse für Produktentwicklung und Design, die verwendeten Materialien und sogar ihre Geschäftsmodelle zu überdenken. Während also die Politik noch über die Rahmenbedingungen nachdenkt, könnten Unternehmen bei den großformatigen Produkten Teppichböden, Matratzen und Möbel ansetzen, für die es bereits Lösungen gibt oder schnell entwickelt werden können. Das würde sofort Material und Energie sparen.

Eine erfolgversprechende europäische Öko-Design-Richtlinie muss für Mosmuller Vorgaben für die Recyclingfähigkeit von Produkten und die Abfallbehandlung machen, Unternehmen dazu ermutigen, keine schädlichen Chemikalien zu verwenden und sie dazu verpflichten, die verwendeten Materialien anzugeben, um die Behandlung des Abfalls zu verbessern und KonsumentInnen und Betriebe Entscheidungsfreiheit zu geben.

Weitere Informationen …

Euractiv: Time for an eco-design revolution on carpets and mattresses (Englisch)

VABÖ-News: Meilenstein für die Kreislaufwirtschaft: EU-Abfallwirtschaftspaket ist beschlossen

Studie: Growth within: A circular vision for a competititve Europe (Englisch)

Seite von Friends of the Earth Europe